Bild nicht mehr verfügbar.

Um die US-chinesischen Beziehungen stehts derzeit nicht zum Besten. Washington kritisierte den geheimen Ausbau der chinesischen Waffenarsenale, Peking spricht von aggressiven Tönen. Im Bild: Weibliche Milizionäre marschieren in Formation.

Foto: REUTERS/Joe Chan

Peking/Washington - China hat verärgert auf einen kritischen US-Bericht zu seiner Rüstungspolitik reagiert. Der Bericht des Pentagon sei den militärischen Beziehungen zwischen beiden Ländern "nicht zuträglich", erklärte das Verteidigungsministerium in Peking am Mittwoch. In der Analyse legt das Pentagon dar, dass China massiv aufrüstet und seine Reichweite für Militäreinsätze auf weite Teile Asiens ausdehnt. "Die militärische Entwicklung Chinas ist vernünftig und angemessen", sagte ein Sprecher in Peking.

China sei "auf dem Weg einer friedlichen Entwicklung" und bedeute für kein anderes Land eine militärische Gefahr, erklärte Geng Yansheng, der Verteidigungssprecher. Peking habe sich einer "defensiven nationalen Verteidigungspolitik" verschrieben. Er forderte Washington auf, von ähnlichen Veröffentlichungen künftig abzusehen.

Das US-Verteidigungsministerium hatte am Montag in seinem jährlichen Rapport an den US-Kongress mitgeteilt, mit dem Aufstieg zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt habe China die Modernisierung seiner Streitkräfte beschleunigt und ausgeweitet. Peking habe seine Investitionen in den Bereichen Nuklearwaffen, Langstreckenraketen, U-Boote, Flugzeugträger und Kriegsführung im Cyberspace aufgestockt. Beklagt wird in dem Bericht auch ein Mangel an Transparenz, der zu Missverständnissen und Fehleinschätzungen führen könne. "Viele Unsicherheiten bestehen darüber, wie China seine zunehmenden militärischen Fähigkeiten nutzen wird", heißt es darin.

Die Aufrüstung betreffe in erster Linie Taiwan, dessen Armee gegenüber China immer weiter ins Hintertreffen gerate. Die chinesische Militärstrategie gehe jedoch inzwischen auch über den Fall Taiwan hinaus und ändere die Balance in Ostasien. Peking will nach US-Ansicht den Einsatzbereich seines Militärs ausdehnen und die Vorherrschaft der USA im Pazifik zurückdrängen. China strebt demnach an, seine militärische Reichweite auf Ziele wie Japan, die Philippinen oder die zu den USA gehörende Pazifikinsel Guam auszuweiten.

Hacker-Attacken aus China

Der Bericht hebt auch Fortschritte in Chinas Möglichkeiten zur elektronischen Kriegsführung hervor. 2009 seien zahlreiche Computer weltweit, darunter auch US-Regierungsrechner, Ziel von Angriffen geworden, "die ihren Ursprung offenbar in der Volksrepublik hatten". Es bleibe unklar, ob die Volksbefreiungsarmee hinter den Hacker-Attacken stecke oder sie unterstütze. Die Entwicklung der Cyber-Kriegsführung decke sich mit schriftlichen Erklärungen der Militärs.

Als Reaktion hatte die Regierung von Taiwan ihren Aufruf an die USA erneuert, Kampfjets und U-Boote an Taiwan zu verkaufen. China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz. (AFP, dpa/DER STANDARD, Printausgabe, 19.8.2010)