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"Die einen fahrn nach Ibiza, die andern nach Udine - wir bleiben im Parkbad, machen Party in Kabine", heißt es in einem Sommerhit. FP-Chef Strache sagte sich in Wiens Bädern an - und weilt auf Ibiza.

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Wien - "Hat er das wirklich so gesagt? Also auch, dass er ins Wasser gehen wird?" Eine kleine Spur von Sorge schleicht sich in die Stimme von Herbert Kickl. Schließlich ist der August schon zur Hälfte vorbei. Und wenn FP-Chef Heinz-Christian Strache am Donnerstag vom 14-tägigen Ibiza-Urlaub mit seinen Kindern zurückkommt, wartet Kickl, der Generalsekretär der FPÖ, schon mit einem vollen Terminkalender. Wie es sich da ausgehen soll, dass Strache nicht nur an der Wahlkampf-Bädertour der Partei vor den Wiener Schwimmbädern teilnimmt, sondern auch noch den Bürgerkontakt im (oder beim) kühlen Nass intensiviert, kann Kickl "nicht sagen. Geplant ist aber, dass Strache sich da kurzfristig einklinken wird", versucht der FP-Stratege zu relativieren.

Freilich: Daran, dass der Parteichef nicht bloß an der Badekasse Wartenden FP-Wasserbälle ("damit der echte Wiener nicht untergeht"; Kickl) und Sonnencreme ("damit sie nicht rot werden"; derselbe) verteilen wollte, hatte Strache schon im Winter keinen Zweifel gelassen. Im Zuge einer Clubbing-Tour hatte er vor Partygängern seine Fitnesspläne offenbart: Bis zum Sommer gelte es, "acht, neun Kilo" loszuwerden: Waschbrett- statt Waschbärbauch eben.

Auf die Frage nach dem "Warum" hisste Strache dann die blaue Bäderfahne: "Weil ich in alle Bäder gehen werde. Überallhin, wo ein Bürgermeister sein sollte, der sich nicht vor den eigenen Bürgern fürchtet", war er am 29. Dezember 2009 im Standard zitiert worden - und sprach umgehend eine Einladung zum gemeinsamen Sommerbadbesuch aus.

Herbert Kickl war damals nicht dabei. Er weiß aber eines: Sollte der FP-Chef tatsächlich zu seinem Wort stehen, könnte er gehörig ins Schwitzen kommen. Denn tatsächlich alle 17 Wiener Frei- und Sommerbäder (exklusive Neuer und Alter Donau, Neusiedler und sonstiger Seen, Privat- und Bundesbäder und diverser halböffentlicher Plantschbecken) so zu besuchen, wie Strache es in den Raum gestellt hatte, würde kosten, was Politikern im Wahlkampf am meisten fehlt: Zeit nämlich.

Nicht nur darum konzentrieren alle Parteien die zum fixen Wahlkampfprogramm gehörenden "Bädertouren" stets auf die Vorplätze der Schwimmbäder: Das Volk - derzeit wöchentlich rund 100.000 Menschen - staut sich hier an den Kassen und ist für (softe) Ablenkung dankbar. "Solange wir keine Hardcore-Politgespräche führen, kommt das sehr gut an", verrät etwa der Koordinator der VP-Badeaktion, Robert Zwickelsdorfer. Ab Donnerstag will die Wiener VP daher ihren Meister-Bader ins Rennen werfen: Dinko Jukic.

Dass sich der schwarze Quereinschwimmer in seinem Element Wählern und (Polit-)Konkurrenz stellt, ist aber unwahrscheinlich: "Jede Werbeaktion oder sonstige Veranstaltung muss eigens beantragt werden", erklärt Hubert Teubenbacher, der Leiter der städtischen Bäder, "und uns liegen keine Polit-Ansuchen vor."

Die Chancen auf bademeisterlichen Segen stünden aber ohnedies schlecht: "Unsere Gäste hätten damit nicht viel Freude." Ein Politiker-Badeverbot, betont Teubenbacher, gebe es aber "natürlich nicht: Uns ist jeder willkommen, der die Regeln einhält."

Darauf pocht dann auch FP-General Kickl: "Was spricht dagegen, dass ein Politiker im Sommer ins Bad geht? Ich glaube nicht, dass man uns das verwehren können wird. Allein die physische Präsenz ist ja noch keine politische Aktivität - und dass Leute ins Gespräch kommen, kann ja wohl nicht verboten sein."(Thomas Rottenberg, DER STANDARD, Printausgabe, 17.8.2010)