Netter Garten in nicht ganz so netter Umgebung: der Weiserhof in Salzburg. Aber Schmeck's geht's ja nicht so um Äußerlichkeiten.

Gasthof Weiserhof
Weiserhofstraße 4
5020 Salzburg
0662/872267

Zweimal zwei Gänge, Saft, Wein, Wasser: 64,40 Euro

Foto: Fidler

Hurra, die Gams: hauseigene Gamswurst. Schön.

Foto: Fidler

Einmal im Jahr verirrt sich der Fidler zum Sulz. Hier zum Glück kaum Sulz um die Eierschwammerl.

Foto: Fidler

Breinfood: Dreierlei Wurst aus der hauseigenen Fleischerei. Das links ist die - relativ - vegetarische Ausgabe. Richtig, die Breinwurst.

Foto: Fidler

Darum der Wirbel: Zwei gewaltige Ochsenschlepp-Wirbel. Der Knochen überforderte sogar die Hündin vom Nachbartisch.

Foto: Fidler

Schön ist die Gegend wirklich nicht. Andererseits: War Schönheit jemals ein Kriterium in dieser kleinen, dreckigen Kolumne? Hier zählen die inneren Werte, in einem Maß, an dem sich das Leben und die Liebe ein Beispiel nehmen könnten. Und so halt.

Viel Schwamm, wenig Sulz

Schön ist vielleicht auch nicht das erste Wort, das einem einfällt, wenn man auf den Teller blickt. Aber schön schmeckts, im Weiserhof, mit hauseigener Metzgerei. Die Vorfreude aufs Fleisch lässt sich mit einem Eierschwammerlsulz steigern, sehr, sehr viele, sehr, sehr gute Eierschwammerl und praktisch kein Sulz. So soll es sein. Gerade soviel Glibber, dass die Einlag zusammenhält, lautet die Devise.

Gams, gams toll!

Herr Hilberg hat für solche Kindereien wie Vorfreude wenig übrig: Er nimmt die hausgemachte Gamswurst aus der "riesigen" (die Kellnerin) Fleischerei "im Keller" (erinnert ein bisserl an den Knochenmann, egal). Und, ich muss sagen: Herr Hilberg lag goldrichtig. Er macht nur einen Fehler: Wollen Sie kosten? Danke, das halbe Horntier zu mir! Gams, gams toll.

Hilberg und Hirse?

Hilberg hat Altruismus-Tag, scheint mir: Damit ich kosten kann, sagt er, nimmt er den "Metzgerteller": Schweinsbratwürstel, Blutwurst und Breinwurst? Hä? Der Beipacktext verrät: "gebratene Schweinskopfwurst MIT HIRSE, DINKEL, ROLLGERSTE, HAFER UND GRÜNKERN". Ein Biowilli in der Fleischerschürzentarnung? Da kann ich ja gleich vom Vegetarierinnenteller mitäsen! Hilberg und Hirse? Gehts noch? Wären da nicht Blunze und Bratwurscht, ich würde mich ernsthaft sorgen um den Mann.

Welch ein Wirbel

Milde lächelt er über den völlig außerhäusigen Schmecks-Dilettanten. Nur die Ruhe. Hilft nichts. Ich bestelle zur Wiederherstellung meines Oms einen Ochsenschlepp, geschmort. Das gibt einen gewaltigen Wirbel. Eigentlich zwei. Ich atme schwer, aber freier, während ich die faustgroßen Knochen von saftigem Fleischundfett befreie. Die Spiralnudeln hätt ich jetzt nicht unbedingt gebraucht, aber eine Sättigungsbeilage ist bei diesen beiden Brocken ohnehin sinnlos.

Flirt mit dem Ochsen

Beinahe hätte ich über meiner einfachen Sezieraufgabe (fällt freiwillig vom Knochen) übersehen, dass eine charmante Dame vom Nachbartisch mit mir flirtet. Eigentlich will sie offenkundig nur das eine. Den Ochsenschwanz auf meinem Teller (die Spiralnudeln sind auch ihr wurst). Ich kann solchen Blicken nicht widerstehen. Die Deutsch-Kurzhaar-Dame bekommt meinen Wirbel. So schnell wurde noch kein Knochen verdaut.

Aber Holler!

Und was ist nun mit Hilbergs Hirsewurst? S-e-n-s-a-t-i-o-n-e-l-l, erinnert mich weit entfernt an Haggis in Hermagor, und ist also auch definitiv keine Schonkost. Wenn Vollwert und Vegetarismus so aussehen wie dieses Breinfood: Ich bin bereit!

PS: Wo wir schon beim Pflanzlichen sind: Weiserhof-Chef Roland Essl hat einen wunderbaren Hollerrhabarbersaft. Mit Soda praktisch unschlagbar. Hirse und Holler? Ich beginne langsam, mir Sorgen um mich zu machen.