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Markus Rogan, enttäuschter Silberner über 200 m Lagen, konnte nach dem zweiten Platz über die 200 m Rücken wieder lachen. „Das war meine bisher schönste Silbermedaille."

Foto: APA/Bernd Thissen

Sich Fehleinschätzungen einzugestehen war Markus Rogans Sache bisher nicht. Insofern ist er am Samstagabend wieder mehr Mensch geworden. „Ich habe gelogen", sagte er. „Natürlich habe ich mich zu sehr unter Druck gesetzt. Und diesem Druck habe ich nicht mehr standgehalten."

Am Mittwoch nach Platz zwei über 200 m Lagen hatte der 28-jährige Wiener noch trotzig erklärt, dass für ihn bei der EM in Budapest nur Gold zähle. Und dass alles andere eine Niederlage sei. Das gelte auch für die 200 m Rücken, mit dem selbst auferlegten Druck könne er umgehen.

Drei Tage später nahm ein geläuterter Rogan freudestrahlend die Gratulationen zum zweiten Edelmetall an. „Das war meine bisher schönste Silbermedaille", sagte er. Das ist beachtlich, immerhin hat er bereits deren 16 bei Großereignissen geholt, darunter zwei zweite Plätze bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen. Nach Budapest hält er bei insgesamt 30 Medaillen. „Zum Glück komme ich mit der Anzahl der gewonnenen Medaillen noch meinem Alter davon."

Seine persönliche EM-Bilanz fällt trotz des ausgebauten Vorsprungs auf das Alter durchwachsen aus. „Es war mehr Kämpfen als Können, ich war nicht optimal in Form. Noch einmal kann ich mir das nicht leisten."

Obwohl die Spezialisierung auf die Lagen-Strecke nicht das erhoffte Gold gebracht hat, will Rogan weiter dranbleiben, notfalls das Training für seine Paradestrecke 200 m Rücken zurückschrauben. Mit Startrainer Dave Salo, der ihn in Los Angeles betreut, hat er bereits telefoniert. „Er hat gesagt, mein erstes Jahr bei ihm war okay. Aber jetzt müsse ich eben mehr trainieren." In den USA, sagt Rogan, könne er das am besten.

Großes Ziel Olympia

Die Kurzbahn-WM im Dezember in Dubai steht als Nächstes auf dem Plan, die Teilnahme an der Kurzbahn-EM in Eindhoven wenige Wochen davor ist noch fraglich. Und auch wenn Rogan noch nicht konkret werden will: Es spricht alles für seine vierte Olympia-Teilnahme bei den Spielen 2012 in London. Die hat auch Dinko Jukic ins Auge gefasst.

Der 21-jährige Wiener kehrte aber mit einer Enttäuschung aus Budapest heim. Am Schlusstag der EM wurde er über 400 m Lagen nur 18., verpasste in 4:24,97 Minuten den Finaleinzug um fast sieben Sekunden. „Da habe ich Lehrgeld gezahlt", sagte Jukic, der auf der Brust-Distanz eine neue, äußerst kraftraubende Technik ausprobiert hatte. Vor zwei Jahren in Eindhoven reichte es über diese Distanz noch zu Rang drei, in Rijeka wurde er auf der Kurzbahn Europameister.

Die Lagen-Staffel der Herren mit Markus Rogan (Rücken), Hunor Mate (Brust), Martin Spitzer (Delfin) und David Brandl (Kraul) schaffte es trotz österreichischem Rekord (4:40,35_/_11.) ebenfalls nicht in den Endlauf.

Insgesamt erreichten die OSV-Athleten elf Finaleinzüge. Neben Wasserspringer Constantin Blaha, der sowohl vom Ein-Meter-Brett (5.) als auch vom Drei-Meter-Brett (7.) in Europas Spitze sprang, überraschte vor allem Nina Dittrich mit einer Leistungsexplosion.

Beste OSV-Schwimmerin

Über 1500 m Kraul verbesserte die 19-jährige Wienerin den vor Budapest von Jördis Steinegger gehaltenen Rekord um insgesamt fast sechs Sekunden und wurde im Finale Sechste. In Abwesenheit von Mirna Jukic war das die beste EM-Platzierung einer OSV-Schwimmerin.

„Beste Österreicherin zu sein hört sich fantastisch an", sagte Dittrich. „Das macht Lust auf mehr." Schon vor vier Jahren galt Dittrich als größte Nachwuchshoffnung. Bei der Junioren-WM in Rio de Janeiro gewann sie Bronze über 200 m Delfin. Zwei Jahre später schaffte sie noch die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Peking, dann kam Sand ins Getriebe. „Wenn man jung ist, geht alles leicht. Man lernt erst später, mit Niederlagen umzugehen."

Reibereien mit Trainervater Kurt waren kontraproduktiv, auch die Leistungen in der Schule wurden immer schlechter. Nach einem Wechsel nach Linz und wieder zurück nach Wien ist mittlerweile alles eitel Wonne, auch die Matura ist geschafft. Im Herbst geht es zum Bundesheer, da hat man, sagt Dittrich, wieder mehr Zeit zum Trainieren. Bis zu 75 Kilometer schafft sie pro Woche, irgendwann soll eine Medaille herausschauen. „Die habe ich definitiv im Hinterkopf." (David Krutzler aus Budapest, DER STANDARD Printausgabe 16.08.2010)