Bild nicht mehr verfügbar.

Die beiden Kontrahenten: Kirchner (li) und Menem.

Foto: REUTERS/Enrique Marcarian

Zwei Peronisten bestreiten die Stichwahl um das argentinische Präsidentenamt. Expräsident Carlos Menem erhielt bei der Wahl am Sonntag 24 Prozent der Stimmen; der Gouverneur der Provinz Santa Cruz, Néstor Kirchner, 22 Prozent. Beide vertreten entgegengesetzte Strömungen der Traditionspartei. Während Menem dem rechten, ultraliberalen Lager zuzurechnen ist, vertritt Kirchner eher linke, staatsinterventionistische Positionen. Der rechtskonservative Kandidat Ricardo López Murphy erreichte 17,1 Prozent, die linke Bewerberin Elisa Carrió 14,1 und der peronistische Populist Adolfo Rodríguez Saá 13 Prozent.

Mit strahlendem Lächeln winkte der 72-jährige Menem Sonntagabend vom Balkon eines Hotels in Buenos Aires jubelnden Fans zu. Später erklärte er in einer improvisierten Pressekonferenz, er habe nun keine Zweifel, auch die zweite Runde, am 18. Mai, zu gewinnen. Dann habe die Misere ein Ende. Kirchners Anhänger feierten derweil in dessen Heimatprovinz Santa Cruz. Von dort rief der 52-Jährige die Argentinier auf, in der Stichwahl dem neoliberalen, elitistischen Modell Menems eine Absage zu erteilen.

López Murphy und Carrió erklärten, sie würden keine Empfehlung aussprechen, machten aber aus ihrer Abneigung gegenüber Menem keinen Hehl. Die meisten Umfragen hatten einen knappen Vorsprung Menems vorhergesagt, ihm aber auch eine Niederlage in der zweiten Runde prognostiziert. Menem ist bei mehr als der Hälfte der Argentinier schlecht angeschrieben. Seine verschwenderische und korrupte erste Amtszeit (1989-1999) war eine der Ursachen für den Zusammenbruch des Landes 2001. Nach Ansicht des Analysten Andrés Oppenheimer hat Kirchner auch dadurch einen Vorteil, dass er vom jetzigen Präsidenten Eduardo Duhalde unterstützt wird.

Laut Wahlbehörde kam es zu keinen Zwischenfällen. Obwohl in Argentinien Wahlpflicht herrscht, gingen 20 Prozent der Bürger nicht zur Urne, zehn Prozent stimmten ungültig oder votierten für absolute Außenseiter. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.4.2003)