Die italienische Staatsanwaltschaft ermittelt nun im Fall "Balsamico-Essig made in Austria" . Am Donnerstag beschlagnahmte die Lebensmittelpolizei Nas 2500 Flaschen Balsamico-Essig mit dem für Essig aus Modena geschützten Qualitätszeichen IGP (Indicazione Geografica Protetta - geschützte geografische Ursprungsbezeichnung). Angeblich stammt der Essig aus Österreich. Ermittelt wird vorerst gegen einen Lebensmittelvertreter aus Modena und drei seiner Kumpane, die gefälschte Lebensmittel an zahlreiche Restaurants und Lebensmittelgeschäfte verkauft haben sollen.

In der Blitzaktion der Lebensmittelpolizei gerieten nicht nur der Balsamico-Essig made in Austria, sondern auch Fleisch, Parmesan-Käse und andere gefälschte Milchprodukte. Die Sondereinheit der Carabinieri Nas steht vor einer Sisyphus-Arbeit. Denn das Geschäft der internationalen Lebensmittelmafia mit kopierten Produkten floriert. Da kommen Aromen in gepanschte Olivenöle, damit sie, auch wenn die Oliven aus Nordafrika oder der Türkei stammen, nach Apulien schmecken. Heerscharen von Fachleuten probieren so lange, bis auch Käsefälschungen fast echt schmecken.

Ein Drittel Kopien

Angeblich sollen bis zu 15 Prozent aller geschützten Markenzeichen und bis zu 30 Prozent aller Lebensmittel made in Italy gefälscht werden. Die geschickten Kopien stammen aus Brasilien, den USA, China, aber auch aus Italien selbst. Insgesamt macht der Umsatz der italienischen Lebensmittelindustrie rund 130 Milliarden Euro aus.

Nachdem zu Jahresmitte 70.000 Packungen deutschen Mozzarellas beschlagnahmt wurde, da der Käse nach dem Öffnen blau angelaufen war, steht nun der Essig im Mittelpunkt der Kontrollen. Denn der "Aceto Balsamico Tradizionale" ist so kostbar und rar wie die weißen Trüffeln aus Alba. Auch hinsichtlich des Preises ist er der Extraklasse. Hingegen soll der Balsamico "made in Austria" zu Spottpreisen vertrieben worden sein. Die über hundert Essighersteller aus Modena fordern die Bildung eines eigenen "Schutz-Konsortiums" , um weitere Fälschungen zu verhindern. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand/DER STANDARD, Printausgabe, 13./14. August 2010)