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Die Frau im iranischen Fernsehen trug einen schwarzen Tschador, der nur ihre Nase und ein Auge frei ließ

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Nach weltweiten Protesten gegen die geplante Steinigung der 43-jährigen Iranerin Sakineh Mohammadi Ashtiani sollen nun offenbar mehrere Todesuteile durch Hängen vollstreckt werden. Der iranische Anwalt Houtan Kian, der Ashtiani und zwei weitere wegen Ehebruchs verurteilte Frauen vertritt, befürchtet laut "Guardian", dass seine Mandantinnen in Kürze gehängt werden könnten.

Auch nach Einschätzung der Organisation Human Rights Watch (HRW) steht die Hinrichtung von Ashtiani unmittelbar bevor. Durch das vom Staatsfernsehen übertragene angebliche Geständnis der 43-Jährigen sei die "ohnehin ernste Sorge", dass der Iran ihre Todesstrafe vollstrecken werde, noch einmal gewachsen, teilte die in New York ansässige Menschenrechtsorganisation am späten Freitagabend (Ortszeit) mit.

"Die Männer, die den Iran regieren, schämen sich offensichtlich nicht, zunächst die barbarische Strafe zum Tod durch Steinigung auszusprechen und dann auf ein Fernsehgeständnis zurückzugreifen", erklärte HRW-Frauenrechtsexpertin Nadya Khalife. Es gebe "gute Gründe" zu glauben, dass das "sogenannte Geständnis erzwungen" worden sei.

"Widerwärtige Inszenierung"

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat das Vorgehen der iranischen Führung scharf kritisiert. Der Generalsekretär von Amnesty International in Österreich, Heinz Patzelt, sprach im Ö1-"Morgenjournal" von einer "widerwärtigen Inszenierung der iranischen Regierung".

Zuerst sei die Frau "völlig absurd" wegen Ehebruchs angeklagt und mit Steinigung bedroht gewesen, dann habe der "ganz massive Druck" aus den westlichen und nördlichen Ländern der Welt auf die iranische Regierung zu einer "Pseudorevisionsankündigung dieses Urteils" geführt, "und das endet damit, dass die Anklage jetzt nach einem erzwungenen öffentlichen TV-Geständnis zu einer Mordanklage umgewandelt werden soll", sagte Patzelt. Offensichtlich meine die Regierung in Teheran, dass eine Todesstrafe für einen Mord im Westen und Norden der Welt akzeptabler sei als eine Steinigung wegen Ehebruchs. Die gesamte Verfahrensführung spotte jeder unabhängigen Gerichtsbarkeit, so Patzelt. Die ganze Sache sei "an den Haaren herbeigezogen" und werde es auch durch die "Pseudoumwandlung" keinesfalls weniger.

Die Menschenrechtslage im Iran insgesamt bezeichnete der Amnesty-Generalsekretär als "rundherum katastrophal". Präsident Mahmoud Ahmadinejad und seine Regierung stünden immer noch massiv unter Druck. Zwar habe sich die öffentliche Protestbewegung etwas zurückgenommen, weil es gelungen sei, die Menschen zumindest teilweise einzuschüchtern. Doch "Ahmadinejad weiß ganz genau, dass in dem Moment, wo er Schwäche zeigt, sein gesamtes System in Gefahr ist", und das würden die geistlichen Führer hinter ihm nicht zulassen, meinte Patzelt. Es werde daher "so schlimm" weitergehen wie bisher, "solange, bis sich das Volk ganz klar durchsetzt, um zu demokratischeren, menschenrechtlicheren Verhältnissen zu kommen". 

Weltweite Proteste

Sakineh Mohammadi Ashtiani war von einem iranischen Gericht zum Tod durch Steinigung verurteilt worden. Das Steinigungsurteil gegen die zweifache Mutter hatte weltweite Proteste ausgelöst. In einer am Mittwochabend ausgestrahlten Sendung des staatlichen iranischen Fernsehens hatte eine als Mohammadi Ashtiani vorgestellte Frau Ehebruch und eine Verwicklung in die Ermordung ihres Mannes gestanden. Die Frau, die sich in Azeri - einer Turksprache - äußerte, war nicht zu erkennen. Sie trug einen schwarzen Tschador, der nur ihre Nase und ein Auge frei ließ. Ashtianis Anwalt sagte anschließend, seine Mandantin sei zwei Tage lang "schwer geschlagen und gefoltert" worden, um sie zu dem Geständnis vor laufender Kamera zu zwingen. (red/APA)