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Zur Sicherheit kochen, nicht immer sind Schwammerln dort, wo sie sein sollten.

Foto: APA/HV DER LAND- UND FORSTWIRTSCHAFTSBETRIEBE

Dass der Bubi jüngst während seines Besuchs schnell, schnell zwei Kilo Herrenpilze aus dem Wald getragen hat, macht den Dichterfürsten unrund. Er konnte nun erst aufgrund einer besorgten SMS der Frau dazu gebracht werden, wieder nach Hause zu kommen: "Ist alles okay? Du bist seit drei Stunden weg. Soll ich kochen, oder hast du was gefunden?"

Nichts hat er gefunden. Keinen. Einzigen. Scheiß. Pilz. Gewitterwolken hängen bei seiner Rückkehr tief über dem Haus. Macht ja nichts, sagt der Dichterfürst schmallippig. An dem Schwammerldreck habe er sich ohnehin schon vor Wochen satt gegessen. Die Frau stichelt: "Komisch ist das aber schon, wenn du ewig im Wald herumrennst, und nicht ein Eierschwammerl fällt dich an. Selbst der Nachbar, der eh nicht mehr richtig kräulen kann, hat mir dieser Tage einen Korb angeboten, weil er nicht mehr weiß, wohin mit dem Zeug."

"Das ist ja wieder einmal typisch", knurrt der Dichterfürst: "Alles, was die anderen machen, ist immer besser als das, was ich zu bieten habe." Die Frau blafft: "Ja, aber was bekomme ich genau geboten? Einen leeren Korb? Du sagst doch selbst immer, dass Leute, die nur so zum Spaß in den Wald gehen, entweder arm, krank oder deppert - oder alles zusammen sind." Aufgewühlt stochert der Dichterfürst im faden Mangoldrisotto herum, das die Frau zur Sicherheit gekocht hat, während der Mann gerade in einem Steilhang abzustürzen drohte, weil er dort früher einmal einen Maronenröhrling gefunden hat. Gleich morgen in der Früh geht er wieder los. Kruzifix. (Christian Schachinger, Rondo, DER STANDARD, 13.08.2010)