Wien startet eine neue Förderinitiative im Bereich Aus- und Weiterbildung. Die Stadt zahlt ab sofort bis zu 50 Prozent der Kurskosten in Wiener Bildungseinrichtungen, maximal aber 1.000 Euro, gab Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SPÖ) am Mittwoch in einer Pressekonferenz bekannt. Außerdem wird das Teilnahmealter am bereits bestehenden Programm "Meine Chance" von 18 auf 16 Jahre gesenkt. Das soll vor allem das Nachholen eines Hauptschulabschlusses erleichtern.

Wiener Unternehmen Schlusslichter bei Weiterbildung

Laut Peter Huber vom Wifo steht Wien als Stadt vor besonderen Herausforderungen, was Mitarbeiterausbildung betrifft. In den vergangenen Jahren ging die Sachgüterproduktion zurück, gleichzeitig stieg der Dienstleistungssektor. Zudem wuchsen Branchen, in denen hohe Qualifizierungen nötig sind. Laut Wifo-Prognosen wird dieser Strukturwandel weiter voranschreiten. Trotzdem gehören Wiener Unternehmen zu den Schlusslichtern, wenn es darum geht, ihren Beschäftigten eine Ausbildung zu finanzieren. Das liegt laut Huber an der Konkurrenzsituation. In Städten falle der Wechsel zu anderen Firmen leichter. Arbeitgeber würden oft befürchten, dass Mitarbeiter nach Absolvierung einer Schulung den Betrieb verlassen.

Arbeitslosigkeit sinkt

Generell sinkt die Arbeitslosigkeit in Wien derzeit leicht, zuletzt im Juli um 2,4 Prozent. "Das muss nicht bedeuten, dass der Arbeitsmarkt wieder in Ordnung ist und die Trendumkehr schon geschafft ist", warnte Brauner. Es sei im Moment aber gelungen, ihn zu stabilisieren. Sie verwies darauf, dass in Wien aufgrund des hohen Dienstleistungsanteils die Arbeitslosigkeit bei einem Konjunktureinbruch später ansteige als in andern Bundesländern, sich bei einer Erholung aber auch das Sinken der Arbeitslosigkeit verzögere.

ÖVP: "Wahlkampfgag"

ÖVP-Stadträtin Isabelle Leeb bezeichnete die Aktion der Stadt Wien in einer Aussendung als "Wahlkampf-Gag". Wenn Wien die Bildungsstandards an den Pflichtschulen einhalten würden, hätten die Hauptschulabgänger mehr Chancen am Arbeitsmarkt und die Finanzierung der Weiterbildung wäre unnötig, so Leeb.

Gewerkschaft fordert mehr Lehrstellen

Die Österreichische Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) forderte unterdessen in einer Aussendung anlässlich des "Tags der Jugend" am Donnerstag die Unternehmen dazu auf mehr Lehrling aufzunehmen. "Heuer werden um 5.000 Lehrstellen weniger angeboten als noch vor zwei Jahren", so die ÖGJ. Auch SPÖ-Lehrlingssprecher Christoph Peschek machte darauf aufmerksam, dass nur jeder neunte Betrieb in Wien Lehrlinge ausbildet. "Facharbeiterkräfte fallen nicht vom Himmel, daher sollen die Unternehmen ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen", so der Gewerkschafter. (APA/red)