Als "Nordspanienerprobte" begaben sich Dieter Grohe und Barbara Gams heuer, anlässlich des Heiligen Jahres, von Mitte Mai bis Anfang Juni auf die Spuren der Jakobspilger. Was sie dabei entdeckt haben, zeigt diese Ansichtssache.

Kathedrale von Santiago de Compostela, Einlass zur Pilgermesse

Der "Camino del Norte", der nördliche Weg, führte uns über Frankreich, das Baskenland, Kantabrien, Asturien und Galicien nach Santiago de Compostela ...

Foto: Dieter Grohe

Cabo Fisterra (Finisterra)

... und weiter bis zum "Ende der Welt".

Foto: Dieter Grohe

Mündungsgebiet des Rio Mino

Mit der spanisch-portugiesischen Grenzregion (Tui, Valenca do Minho, A Guarda) im Südwesten Galiciens (Rias Baixas) / Mündungsgebiet des Rio Mino folgten wir einem Teilstück des "Camino Portuges".

Foto: Dieter Grohe

Astorga, Detail der Rathausfassade, Figuren des Glockenspiels in der Tracht der Maragatos

Entlang der Hauptroute des "Camino Frances" ging es in Gegenrichtung zum langsam aufkommenden Pilgerstrom über Kastilien-Leon (Astorga), Navarra, das Baskenland und Frankreich zurück.

Foto: Dieter Grohe

Nationalheiligtum Basilika San Fernando (19.Jh.), Covadonga, Asturien

Von dieser Gebirgsregion um Covadonga nahm 722 die Reconquista (Rückeroberung Spaniens durch die Christen) ihren Ausgang. Der ortskundige Feldherr Pelayo schlug die vordringenden Mauren erfolgreich zurück.

Foto: Dieter Grohe

Wanderweg durch das Gebiet der Gletscherseen Enol und Ercina bei Covadonga, Asturien

Die in die imposante Bergwelt der Picos de Europa eingebetteten Gletscherseen lassen sich in einer zwei- bis dreistündigen, leichten Rundtour erwandern. Miradores (Aussichtspunkte) eröffnen grandiose Ausblicke. Neben den beiden empfehlenswerten Ausflugsgasthäusern (Menu del dia - Hausmannskost - samt Getränk: 10.- Euro) bieten sich im ausgedehnten Almgebiet auch Jausenplätze an.

Foto: Dieter Grohe

Weg durch die Dünen bei Laxe, Costa da Morte, Galicien

Durchwandert man die Dünenlandschaft bei Laxe, wähnt man sich an den Rias Baixas, den sanften Küstenabschnitten, im südlichen Teil Galiciens. Doch der Schein trügt.

Foto: Dieter Grohe

Faro (Leuchtturm) bei Camarinas, Costa da Morte, Galicien

Der mächtige Leuchtturm gemahnt an die gefährlichen Strömungen vor den Steilklippen der Todesküste. Das kleine Museum im Leuchtturm des Cabo Vilan - als einer der ersten Spaniens mit elektrischem Licht ausgestattet - zeigt einen interessanten Überblick der Entwicklungsgeschichte der Faros.

Foto: Dieter Grohe

"Fels in der Brandung", Halbinsel O Grove, Ria de Arousa (Rias Baixas), Galicien

Ob Rias Altas oder Rias Baixas - es lohnt sich den einen oder anderen Küstenabschnitt zwischen zwei Meeresarmen auszufahren. Zum Entdecken und Genießen der naturbelassenen Praias (galego für Playas) sollte man genügend Zeit einplanen und keinesfalls die Distanzen unterschätzen.

Foto: Dieter Grohe

Teichbrücke (Detail), Gartenanlage von Pazo de Oca, Galicien

Das gut 20 Kilometer südöstlich von Santiago gelegene herrschaftliche Anwesen (Pazo) überrascht mit einer Gartenanlage aus dem 18. Jh. Tritt man durch das Tor des etwas trutzig wirkenden, wappenbesetzten Äußeren mit zinnenbekränztem Turm, fühlt man sich an einen Renaissancegarten erinnert: verspielte Brunnenanlagen samt idyllischem Teich mit Insel, von einer Pergola mit Weinlaub überbrückt, Gardenien-Labyrinth, schattige Laubengänge, mit Buxus eingefasste Nutzgärten ...
Besichtigung des Gartens: Di - So: 9 Uhr bis Sonnenuntergang; Eintritt: 4.- Euro
(Der Weg zum Pazo ist zwar ausgeschildert, aber trotzdem leicht zu übersehen.)

Foto: Dieter Grohe

Eisenbrücke von Gustave Eiffel, Tui, Galicien

Trotz nachbarschaftlichem Brückenschlag zwischen dem galicischen Tui und dem portugiesischen Valenca do Minho, zeugt die Festungsanlage Valencas ebenso von der Jahrhunderte langen Feindschaft der beiden Grenzort,e wie der Wasserspeier am Gesims einer Kirche in Form eines Männchens, das den nackten Hintern gegen Spanien reckt.

Foto: Dieter Grohe

Charakteristisches Hoftor der Dörfer der Maragateria, El Ganso, Kastilien-Leon

Die Dörfer der Maragatos, einst wohlhabende Fuhrleute, starben mit dem Aufkommen der Eisenbahn Ende des 19. Jh. aus. Durch den Verlust ihres Lebensunterhalts wanderten die Bewohner unter anderem nach Lateinamerika aus. Erst mit dem Pilgertourismus zog nach und nach wieder Leben in die Dörfer ein und manche Bewohnerin der älteren Generation gibt, auf dem Hausbankerl sitzend, Geschichten der schicksalhaften Vergangenheit zum Besten.

Foto: Dieter Grohe

Umland von Puente la Reina, Navarra (unweit von Pamplona)

Das bedeutende Pilgerstädtchen am Schnittpunkt des navarrischen und aragonesischen Jakobswegs, verdankt seinen Namen der sechsbogigen Brücke des 11.Jh., die den mittelalterlichen Jakobspilgern den beschwerlichen "camino" (Weg) erleichterte. Auf welche Königin (Reina) diese städtebauliche Stiftung zurückgeht, liegt im Dunkeln.

Foto: Dieter Grohe

"On the Road": Direkt neben dem Jakobsweg verlaufende Straße durch El Ganso Richtung Puerto Rabanal, Kastilien-Leon

Für die 8200 Kilometer lange Rundreise in drei Wochen (Start / Ziel OÖ) haben wir uns selbst mit dem Auto die Pilgermuschel wahrlich verdient. Die gesamt Tour de force ist nur für echte Autofreaks geeignet, lässt sich aber mit Flugzeug und Mietauto weitaus bequemer gestalten (Flughäfen: Bilbao / Santiago / Porto). Wer Nordspanien noch nicht kennt, der sollte sich auch mit dem Auto für eine der (Pilger-)Routen entscheiden.

Foto: Dieter Grohe

Bergwelt der Picos de Europa, Bulnes, Asturien

Wer den reizvollen Kontrast von Gebirge ...

Foto: Dieter Grohe

... und Meer, grüner, sanfter Küstenlandschaft und windumpeitschten, rauen Steilklippen liebt, sich für prähistorische / romanische Kunst interessiert, die kulinarische Abwechslung von deftiger und leichter Küche schätzt und weniger Hitze resistent ist, dem sei die Route an der Nordküste, der Camino del Norte, anempfohlen.

Steilklippen des Cabo Vidio bei Cudillero, Asturien

Foto: Dieter Grohe

Verlassenes Haus / Glasveranda mit Blick auf Rio Mino, Tui, Galicien

Wer die Patina des Verwitterten und das nostalgisch Verträumte liebt, ...

Foto: Dieter Grohe

... den Jugendstil ebenso wie die elegant geschwungene, leichte und heitere Variante des portugiesischen Barocks, ...

Altstadthügel von Tui mit der barocken Kirche San Telmo, Galicien

Foto: Dieter Grohe

... die auf die granitene Schwere der galicischen horreos (Vorratsspeicher) und doppelgestaltigen Wegkreuze trifft, fjordähnliche Meeresarme (Rias) mit feinsten Dünenstränden bevorzugt und ein Liebhaber von Fisch, Meeresfrüchten und leichten, fruchtigen (Weiß-)weinen ist, dem sei der Camino Portuges ans Herz gelegt.

Typisches galicisches Wegkreuz, Monte Santa Tecla

Foto: Dieter Grohe

Lavendelfelder der Maragateria, Kastilien-Leon

Wer sich für die klassische Route, den Camino Frances, entscheidet, dem sei als ideale Reisezeit Mai bis Anfang Juni angeraten, wenn es rings um die steinernen Dörfer der Maragateria (bei Astorga) tief violett leuchtet ...

Foto: Dieter Grohe

... und sich im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel der Montes de Leon abheben.
Am Weg zum Puerto Rabanal wechseln weißes und rosa Heidekraut mit gelben und weißen Ginsterbüschen, ein wahrer Blüten- und Duftrausch.

Gegend bei Foncebadon, letztes Dorf der Maragateria vor dem Puerto Rabanal

Foto: Dieter Grohe

Gassen von Castrillo de los Polvacares, sechs Kilometer von Astorga entfernt

Die zum Teil verfallenen, zum Teil renovierten Dörfer der einstigen Fuhrleute sind ganz auf die Pilger /Reisenden eingestellt: "Hay cocido maragato" (ein überaus deftiges, mehrgängiges Fleischgericht mit Suppe als Abschluss).

Foto: Dieter Grohe

Cruz de Ferro (Eisernes Kreuz), Puerto Rabanal

Auf der Passhöhe (1500 Meter) beim Cruz de Ferro angelangt, legen die Pilger einen Stein ab und befreien sich damit symbolisch von ihren Lasten. Der Pilgerstrom nimmt auf diesem Abschnitt der Hauptroute merklich zu, hält sich aber Anfang Juni noch in Grenzen. Tagsüber steigen die Temperaturen und das Lüfterl bringt nur schwache Abkühlung.

Foto: Dieter Grohe

Catedrais, Strand bei Rinlo/Ribadeo, Grenzgebiet zwischen Asturien und Galicien

Unbedingt sehenswert: Hier betätigt sich der Atlantik als Baumeister. Bei Ebbe durchwandert man die imposanten, kathedralenartigen Felsformationen. Die Percebes (Entenmuscheln) bilden den "gotischen Krabbenbesatz":

Foto: Dieter Grohe

Percebes ( Enten-oder Elefantenfussmuscheln) an den Felsen von As Catedrais

Die teure Spezialität wächst üblicherweise an schwer zugänglichen Klippen an der Nordküste Galiciens und schmeckt ähnlich wie Krabbenfleisch.

Foto: Dieter Grohe

Keltensiedlung, 1. Jh. v. Chr., Monte Santa Tecla bei A Guarda, Galicien

Für die Fahrt auf den Monte Santa Tecla wird eine Maut von 0,80 Euro pro Person eingehoben. Auf halber Höhe erstrecken sich die frei zugänglichen Ausgrabungen der Keltensiedlung, in der an die 3000 Bewohner in Rundhütten lebten. Oben am Monte eröffnet sich auf der einen Seite ein grandioser Ausblick auf den Rio Mino und die portugiesischen Strände, auf der anderen Seite der Blick auf das Küstenstädtchen A Guarda.

Foto: Dieter Grohe

Oia, Kirchenplatz mit Fiestabeleuchtung, Galicien

Mit etwas Glück kann man im Mai/Juni im bergigen Umland in der Gegend von Oia eine "Rapa das Bestas" miterleben: Die Wildpferde werden von den Bergen herabgetrieben, in einem der örtlichen Pferche (curros) gebrandmarkt und nach dem Stutzen der Mähne wieder freigelassen. Abschluss des Spektakels bildet natürlich eine Fiesta. Uns ist das Ganze leider knapp entgangen.

Foto: Dieter Grohe

Blick vom Zimmer in den Garten: Asturianischer horreo (Vorratsspeicher), La Estrada bei Cangas de Onis

In Asturien bieten die Casas de Aldeas (Privatunterkünfte am Land) äußerst hübsch eingerichtete Zimmer mit Bad und Frühstück zu einem supertollen Preis-Leistungs-Verhältnis (Zimmerpreis pro Nacht circa 40.- Euro). Reist man übers Wochenende an, sollte man auch in der Vorsaison besser im Voraus reservieren.

Foto: Dieter Grohe

Sidreria in Cangas de Onis, Asturien

Der süffige (alkoholische) Sidra natural (eine Art herber "Apfelmost") moussiert durch die Kunst des Einschenkens: Es ist Schauspiel für sich, wenn der Kellner - die Flasche über dem Kopf haltend - ohne Hinschauen genau ins Glas trifft. Der kredenzte Schluck wird in einem Zug ausgetrunken, falls nicht wird der Rest vom Kellner weggeschüttet, bevor er aufs Neue einschenkt. Von Eigenversuchen ist abzuraten, die können voll danebengehen. Die echten, urigen Sidra-Lokale sind unschwer an ihrem mostigen Muffelgeruch zu erkennen. Als Tapa zum Sidra nimmt man gerne einen Cabrales (bevorzugt als Fülle von croquetas). Der Schimmelkäse aus Ziegen-, Schafs -und Kuhmilch reift in den Höhlen um Arenas de Cabrales.

Foto: Dieter Grohe

Pulpo galego, Wochenmarkt, Pontedeume, Galicien

Die gekochte, aufgeschnittene Krake wird als "Brettljause" mit grobem Meersalz, etwas Paprikapulver (pimenton) und einem Schuss Olivenöl serviert, eine Köstlichkeit!
Frisch gekochter "pulpo" von der Marktstandlerin in Pontedeume: Jeden Samstag von 11-12Uhr
(kleine Portion: 8.- Euro). Brot und Getränke holt man sich in der Bar gleich beim Pulpo-Standl.

Fotos: Dieter Grohe, Text: Barbara Gams

Schicken auch Sie uns Ihre Reisegeschichten und Fotos per Mail an leserreise@derStandard.at.

Durch die Übermittlung eines Fotos an LeserReise@derStandard.at gewähren Sie der "derStandard.at GmbH" (derStandard.at) die Nutzungsrechte für die Veröffentlichung Ihres Beitrags auf derStandard.at/LeserReise. Weiters erklären Sie mit der Übermittlung alle Rechte an Text bzw. Bild zu besitzen. Bitte um Verständnis, dass nicht alle Fotos und Texte veröffentlicht werden können.

Foto: Dieter Grohe