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Markus Rogan als Zweiter im Finale. Die Medaillenentscheidung fällt heute um 18:27 Uhr.

Foto: APA/EPA/Thissen

Budapest - Einmal im Jahr hält man es im transleithanischen Budapest ähnlich wie im cisleithanischen Wien, wird die Donauinsel gestürmt. 400.000 Besucher werden bis Sonntag inmitten der ungarischen Hauptstadt erwartet. Sogar Massimiliano aus Parma ist gekommen, am übervollen Ostbahnhof Keleti pályaudvar trifft er etwa Renate aus Nürnberg, plaudert mit Stefan aus Wiener Neustadt.

Die Schwimm-EM freilich, die gerade auf dem Margareteninsel genannten Eiland zwischen Buda und Pest stattfindet, ist nicht der Grund für Massimilianos Anreise. Anstatt Italiens Federica Pellegrini, die Olympiasiegerin und Weltmeisterin über 200 m sowie Weltmeisterin über 400 m Freistil anzufeuern, jubelt er inmitten der Donau lieber Iron Maiden, Monster Magnet oder Nina Hagen zu. Am Musikfestival "Sziget", das ab heute, Mittwoch, nur ein paar Kilometer nördlich auf der Óbudai-Insel steigt, hat wiederum die Schwimm-Elite Europas recht wenig Interesse.

Markus Rogan und Dinko Jukic zum Beispiel konzentrierten sich am Dienstag auf die 200 m Lagen. Im Vorlauf für das Finale am Mittwoch schlug Rogan als Gesamt-Zweiter nach 1:59,83 Minuten an, bestätigte seine Anwartschaft auf eine Medaille. "Ich kann doch noch schwimmen", sagte der 28-jährige Wiener, dessen Zeit nur vom ungarischen Lokalmatador Laszlo Cseh (1:58,76) unterboten wurde. Rogan war auf der Wende von Delfin auf Rücken die Brille verrutscht. "Das war zuerst ein Schock. Man muss sich erst wieder finden. Aber ich bin schon genug geschwommen, um auch im Dunkeln zu wissen, wo es langgeht." Im Halbfinale steigerte sich Rogan noch, gewann seinen Lauf in 1:59,17.

Dinko Jukic, der in 2:00,90 Minuten als Siebenter ins Semifinale schwamm, war zunächst ebenfalls zufrieden: "Das war mein erster internationaler Start in dieser Saison. Die Leistung war ganz passabel." Im Halbfinale freilich war für Jukic Schluss - 2:01,22, Platz 10. Favorit Cseh hat die Niederlage über 200 m Lagen bei der Kurzbahn-EM im Dezember 2009 (Platz sieben, Rogan gewann) noch im Hinterkopf. "Rogan wird wieder mein schärfster Rivale sein. Aber ich bin viel stärker als in Istanbul." Dort holte Rogan Lagen-Gold. Im Halbfinale zu Budapest war Cseh der Schnellste (1,58:33).

Zu viel trainiert

Für den Linzer Dominik Koll ist die EM hingegen bereits zu Ende. Wie schon am Montag über 400 m Kraul (28.) ging der 25-Jährige auch über 200 m unter. In 1:53,47 Minuten blieb er fast sechs Sekunden über seinem Rekord, am Ende reichte es für Rang 37 unter 43 klassierten Athleten. Vor vier Jahren hatte er in Budapest noch das EM-Finale (8.) erreicht. "Zur Zeit komme ich mir vor wie ein kleiner Bub, der zum ersten Mal bei einer EM ist und von allen überholt wird", sagte Koll, der seit Jänner 2010 in Los Angeles trainiert. Zur EM wurde Koll mitgenommen, obwohl er keine Limits erbracht hat. "Ich habe nicht zu wenig, sondern eher zu viel trainiert", sagte Koll. (David Krutzler aus Budapest: DER STANDARD Printausgabe 11. Augst 2011)