Die Geschichte des Türschlosses ähnelt einer Mittelmeerkreuzfahrt: Von Ägypten in die Türkei, nach Griechenland und Italien. Es wird vermutet, dass das erste Türschloss im 5. Jahrtausend v. Chr. in Ägypten entstanden ist. Das Schloss war damals vollständig aus Holz und an der Außenseite der Türe angebracht. Der Schlüssel wurde aus Knochen oder hartem Holz gefertigt, er wurde seitlich ins Schlossgehäuse eingeführt und angehoben. Damit wurden wiederum Sperrklötzchen betätigt, die den Riegel zum Herausziehen freigaben. Erst dann konnte die in Holzhaspen oder an Lederbändern hängende Tür geöffnet werden.

(Fotos: Deutsches Schloss- und Beschlägemuseum Velbert)

Foto: Deutsches Schloss- und Beschlägemuseum Velbert

Weil Einbrecher aber nach wie vor ein leichtes Spiel hatten, überlegte man sich, das Türschloss besser an der Innenseite der Türe anzubringen. Das bewerkstelligten die Hethiter, ein indogermanisches Volk, das um zirka 2.500 vor Christus in Anatolien, heute der asiatische Teil der Türkei, einwanderte: Sie wandelten das Prinzip des Ägyptischen Schlosses ab, indem sie das Schloss an der Innenseite befestigten und den Riegel außen ließen. Der Schlüssel des "Hethitischen Schlosses" war aus Metall und hatte die Form eines T oder L.

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Ungefähr 500 Jahre v. Chr. machten sich die Griechen ans Werk. Genau genommen waren es aber die Kelten, die eine neue Art von Konstruktion in den Mittelmeerraum brachten: Der auf der Innenseite der Tür angebrachte Riegel war mit einer Zahnung versehen. Über dem Riegel war ein Schlüsselloch, durch das der Schlüssel geschoben wurde. Dann musste man ihn durch Drehen in die richtige Stellung bringen, sodass er mit seinem freien Ende in die Zahnung des Riegels eingreifen und diesen verschieben konnte. Diese Art von Schloss trägt heute den Namen "Lakonisches Schloss", weil es erstmals in Lakonien gefunden wurde. Die Schlüssel mussten damals groß sein, weil die Sicherheit des Schlosses umso größer war, je höher das Schlüsselloch über dem von außen nicht sichtbaren Riegel angebracht war.

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Die Römer hatten irgendwann genug von den großen Schlüsseln und griffen auf die hethitische Konstruktion zurück. Sowohl Schlüssel als auch Schloss wurden aus Bronze oder Messing gefertigt. Der Schlüssel wurde so konstruiert, dass er nicht nur zum Entsperren, sondern auch als Griffelement für die Schiebebewegung des Riegels verwendet wurde.

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Da geht man nichtsahnend aus dem Haus, hört die Tür hinter sich ins Schloss fallen und plötzlich kommt es einem: Man hat sich ausgesperrt, der Schlüssel liegt noch in der Wohnung. Schuld daran sind die Germanen, sie gelten als die Erfinder der Schnappfalle. Ebenfalls in der Romanik (1000 bis 1250 nach Christus) entstanden die heute noch üblichen Einkerbungen im Drehbereich des Schlüssels, damit fremde Schlüssel von vornherein abgewehrt wurden.

Weil sich die Schmiedekunst in der Gotik (1220 bis 1510) erheblich weiterentwickelte, entstanden aufwändig verzierte Schlösser und Schlüssel.

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Über den Schlössern wurde ein Schlosskastendeckel angebracht, verziert mit einer V-förmigen Schlüsselführung.

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Noch mehr Verzierungen entstanden in der Renaissance (1420 bis 1600).

Und noch einmal reichhaltiger wurden die Verzierungen in der Barockzeit (1580 bis 1760), als besonderes Merkmal galten die symmetrisch angeordneten Stilelemente, die aber gegen Ende des Barock wieder verschwanden beziehungsweise sich ins Gegenteil kehrten: Nun war eine unsymmetrische Anordnung der Ornamente modern, bevorzugt wurde das Muschelwerk.

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Harte und kantige Formen prägten den Klassizismus (1770 bis 1830), der Schlosskasten wurde während dieser Zeit aus Messing, Bronze oder Eisenguss hergestellt.

Eine völlig neue Epoche entstand in den Jahren 1860 bis 1865 mit der Entwicklung des Sicherheitszylinderschlosses: Das "Yale-Schloss" wurde von Linus Yale jun. entworfen, als Grundlage dienten die von seinem Vater entworfenen Stiftzuhaltungen. (red, derStandard.at, 12.8.2010)

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