Ganz so, wie sich der kleine Moritz die Weltpolitik vorstellt, wäscht eine Hand die andere: Die Libyer bekommen einen PR-Erfolg, die Israelis bekommen einen Staatsbürger zurück, und die Gaza-Palästinenser bekommen zwanzig Häuser gebaut. Was sich der kleine Moritz aber so eigentlich nicht vorstellen kann: dass man gleichzeitig mit dem "libyschen Herrscherhaus" (so schrieb es die israelische Haaretz) und dem israelischen Außenminister Avigdor Lieberman befreundet sein kann, wie es der österreichische Vermittler Martin Schlaff ist. Der bewusste Saif al-Islam ist ja momentan in Österreich wieder in aller Munde, seine Reputation ist, nun ja, mäßig.

Aber im Ernst, obwohl nicht alle Details des Deals öffentlich sind - da fehlt mit Sicherheit etwas -, kann man eines dazu sagen: So geht es also auch. Eine Provokation - ein libysches Blockadebrecherschiff vor Gaza - löst sich in Wohlgefallen auf, und alle haben etwas davon.

Und was Israel mit Libyen geschafft hat, war im Mai mit der Türkei, einem alten Verbündeten, unmöglich? Sicher hat die Last der neun Toten auf dem türkischen Gaza-Schiff dem Verhandlungswillen im Juli nachgeholfen. Für Israel ging es auch um einen Staatsbürger in Libyen (dessen Tollpatschigkeit ihn als Spion eher unwahrscheinlich macht). Lieberman, der Populist, holte ihn in Wien ab: nicht anders als Europas Geiselbefreierpolitiker, die selbst nach Libyen zu fahren pflegen, um ihre Leute heimzubringen. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 10.8.2010)