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ORF-Radiodirektor Mitsche.

Foto: APA/Jäger

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Das ORF-Direktorium.

Grafik: APA

Wien - Bereits am Montag Nachmittag kursierte, die Ablöse von Radiodirektor Willy Mitsche stehe bevor. Bis zum Abend verdichteten sich die Informationen des STANDARD: Am Dienstag schrieb der ORF den Job des Radiodirektors in der "Wiener Zeitung" neu aus. Die Ausschreibung erfolgt formal gerade noch rechtzeitig, damit der Stiftungsrat am 9. September einen neuen Radiodirektor wählen kann.

"Strategische Radioplanung und Radioschulung"

Der ORF hat Dienstagmittag in einer Aussendung den Rücktritt von Mitsche bestätigt. Mitsche lege seine Funktion als Hörfunkdirektor mit Wirkung vom 31. August 2010 zurück, hieß es darin. Er übernehme ab diesem Zeitpunkt die Aufgabe "Strategische Radioplanung und Radioschulung" in der Hauptabteilung "Strategische Planung und Administration" in der Generaldirektion. Die Funktion des Hörfunkdirektors sei neu ausgeschrieben worden, und das Vertragsverhältnis Mitsches werde der neuen Aufgabe entsprechend angepasst.

Mitsche, der nach einer schweren Herzerkrankung im Vorjahr über mehrere Monate außer Gefecht gesetzt war, übernimmt laut ORF eine wichtige Stabsfunktion in der Generaldirektion. Er soll ein Nachwuchsförderungsprojekt mitgestalten sowie den Ausbau des zentralen Qualitätsmonitorings unterstützen.

Weniger Druck

"Ich fühle mich nach meiner schweren Krankheit im Vorjahr wieder fit, bin aber froh, wenn ich in Zukunft im ORF einen Job mit weniger Druck ausüben kann", sagte Mitsche in der Stellungnahme des öffentlich-rechtlichen Senders. "Ich glaube und hoffe, dass ich die planerische Stabsfunktion ohne gesundheitliches Risiko sehr gut erfüllen kann. Für das Radio sind gerade in Zeiten des Umbruchs klare Entscheidungen notwendig und Spekulationen über meinen Gesundheitszustand nicht von Vorteil."

Der scheidende Radiodirektor legte auch Wert auf die Feststellung, "dass ich meine Entscheidung, die neue Funktion zu übernehmen, ohne jeden politischen Druck getroffen habe. Ich hoffe, dass durch diesen Entschluss die politische Diskussion rund um die Funktion des Radiodirektors rasch beendet wird."

Amon in der Favoritenrolle

Wie mehrfach berichtet, sollte Mitsche auf Drängen aus dem Kanzleramt dem bisherigen TV-Chefredakteur Karl Amon Platz machen. Amons Vize Stefan Ströbitzer überlegt, sich für die ebenfalls ausgeschriebene Radio-Chefredaktion zu bewerben.

Auf Wunsch des BZÖ und insbesondere des damaligen Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider wurde Mitsche im September 2006 ins Team von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz gewählt. Mitsche trat seine Funktion im Jänner 2007 an, Ende 2011 hätte seine Funktionsperiode - wie die der anderen Direktoren - geendet. Die ORF-Radios hielt er in schwierigen Zeiten auf Erfolgskurs. Mitsche zählte zu den unumstrittensten Direktoren der Geschäftsführung Wrabetz.

Zweiter vorzeitige Abgang

Nach Finanzdirektorin Sissy Mayerhoffer ist der Radiodirektor der zweite vorzeitige Abgang im Führungsteam von Wrabetz. Die Ablöse kam mindestens ebenso unvermittelt. Hintergrund damals: Die Koalitionsparteien SPÖ und ÖVP einigten sich auf 160 Millionen Euro Gebührenrefundierung. Die ÖVP knüpfte ihre Zustimmung zu weiteren Gebührengeldern offenbar an die Bestellung Richard Grasls. (prie, red, APA/DER STANDARD, Printausgabe, 10.8.2010/online ergänzt)