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Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy: Sárközi ist ursprünglich ein Roma-Name. Der Name wurde durch Heiraten weitergetragen. Auch heute heißen eher Roma so

 

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Sarkozy und Rudolf Sarközi: Nur Namensvetter? "Alles ist möglich" , meint der Obmann des Kulturvereins der Roma

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Abbildung eines Woiwoden der Roma

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Schutzbrief Batthyánys, der nicht will, dass die Roma nur gekränkt werden: "Wir, Graf Christof Batthyány, Erbherr der Burg Güssing, geweihter Ritter des Heiligen Römischen Reiches, Kammerherr und oberster Mundschenk des majestätischen Rates Seiner Majestät Leopoldus I., General und Kapitän geben bekannt ...

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Wien - Martin Sárközi war so etwas wie der Herzog der Roma. Die Zigeuner sollten "außer diesem Zigeuner keinen anderen Woiwoden nehmen, sondern dieser soll ihnen befehlen" , heißt es in dem Schutzbrief, den "Graf Christof Batthyány den Roma im Burgenland am "15. Feber 1674 in Rechnitz" ausstellte. Dafür mussten die Roma dem Grafen "alljährlich im Frühling, am Mittwoch der Karwoche" , 25 Taler Steuer zahlen, "entweder in Geld oder in einem guten Roß im selben Wert".

Ideologisch nicht verwandt

336 Jahre später regiert in Europa ein anderer Sárközi. Eine ideologische Verwandtschaft zwischen Nicolas Sarkozy und Martin Sárközi ist allerdings nicht auszumachen. Denn während der französische Präsident 300 illegale Roma-Siedlungen schleifen lässt, Roma zurück nach Rumänien schicken will und pauschal das Verhalten "verschiedener fahrender Leute und Roma" kritisierte, um mit seiner harten Sicherheitspolitik seine Macht abzusichern, wurden die Roma unter ihrem Führer Martin Sárközi im 17. Jahrhundert weit humaner und liberaler behandelt.

Batthyány schrieb: "Wir geben bekannt, Allen die es wissen sollen, vor allem aber dem Ober- und Vizegespann, dem Kapitänleutnant, den Hofrichtern, den Dreissigstelnehmern und Zöllnern und anderen Beamten, Bürgermeistern, den Richtern der Städte und der Dörfer, dass der Woiwode Martin Sárközi, der diesen Brief vorzeigt, und die zu ihm gehörigen Zigeuner nirgends eine feste Residenz haben und gezwungen sind - um das Leben zu erhalten und sich zu ernähren und ihr Handwerk auszuüben - mitsamt ihren Zelten hin und her zu ziehen. 

Damit diesen Elendigen weder unterwegs noch an anderen Orten nirgends durch irgend welche beamteten Menschen Kränkung widerfährt, bitten und ermahnen wir jedermann, die oben Genannten und alle, die es angeht, dass sie den genannten Woiwoden Sárközi und die dazu gehörenden zeltbewohnenden Zigeuner weder in ihrem Besitz noch in ihrer Person kränken noch ihnen durch andere Leid zufügen lassen und sie in keiner Weise zu Diensten anhalten. Niemand soll sie zwingen, sie sollen vielmehr überall, wo sie umherziehen, ihren Beruf frei ausüben." Der Schutzbrief wird heute in der Reformierten Kirche in Oberwart aufbewahrt.

Schutzbriefe

Während Sarkozy die Roma heute wegschickt, wurden ihnen im 15. Jahrhundert in Mitteleuropa Schutzbriefe ausgestellt, die solche Vertreibungen verhindern sollten. Allerdings konnten die Adeligen die Schutzbriefe jederzeit wieder zurücknehmen. Die Roma waren auch damals Verfolgungen ausgesetzt. Manche Adelige, wie Batthyány schätzten sie aber als Schmiede und pflegten Kontakt zu den Woiwoden der Roma.

Woiwoden waren Heerführer in Adelsrang, vergleichbar mit Herzögen. Die Woiwoden der Roma hatten auch die Funktion von Richtern und trugen Silberknöpfe und Silberschmuck.

Know-how über Pferde

Der Obmann des Kulturvereins der österreichischen Roma, Rudolf Sarközi, wird heute noch mancherorts "Vajda" (ungarisch für Woiwod) genannt. "Die Roma wurden wegen besonderer Leistungen geadelt" , erklärt er. Etwa wenn sie sich als Söldner bei Adeligen verdient gemacht hatten oder wegen ihrer besonderen Kenntnisse über Pferde.

Dass Frankreichs Präsident - mit vollem Namen Nicolas Paul Stéphane Sárközy de Nagybócsa - Roma-Wurzeln haben könnte, will Sarközi nicht ausschließen. "Möglich ist alles. Sárközi ist jedenfalls ursprünglich ein Roma-Name" , sagt er. "Der Name wurde dann durch Heiraten weitergetragen. Aber auch heute heißen eher Roma so. Manche haben sogar den Namen abgelegt, um nicht als Zigeuner erkannt zu werden."

Der Vater von Sarkozy, Pál Sárközy stammt aus einer ungarischen Familie, die 1628 in Wien von Kaiser Ferdinand II. geadelt wurde. Der Name Sárközi leitet sich von dem Gebiet Sárköz am südlichen Abschnitt der ungarischen Donau ab. Als Sarkozy Präsident wurde, hat der Rom Rudolf Sarközi seinem Namensvetter jedenfalls sein Buch über die Roma in Österreich zugesandt. Sarkozys Büroleiter schickte ihm immerhin anerkennende Worte zurück. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD Printausgabe, 10.8.2010)