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Zwei beduinische Hirtinnen geleiten ihre Schafe nahe dem Rafah-Grenzübergang zwischen dem Gazastreifen und Ägypten durch die Wüste.

Foto: APA/EPA/El-Fiqi

Die ägyptische Regierung hat Hunderte von zusätzlichen Sicherheitskräften auf den Sinai verlegt. Der nördliche Teil der Sinai-Halbinsel wurde zum Ausnahmegebiet erklärt. Polizei und Militär suchen in der Gegend von Taba nach Lastwagen, die für den Abschuss von fünf Raketen benutzt worden sein sollen. Die Raketen vom Typ Grad waren einige Tage zuvor im israelischen Eilat und im jordanischen Aqaba eingeschlagen und töteten dort einen Taxifahrer.

Zwar dementierte Kairo zunächst, dass die Raketen von Ägypten aus abgeschossen wurden. Dann erklärten die Behörden zwar, man verdächtige Palästinenser, die aus dem Sinai operieren, und man werde diese Anschläge nicht tolerieren. In der Festnahme von drei angeblichen Attentätern vermuten lokale Medien jedoch eher eine Alibiaktion.

Knatsch mit Beduinen

Die Verstärkung der Sicherheitskräfte kommt in einem Moment, da die Spannungen mit den lokalen Beduinen bereits knapp vor dem Siedepunkt sind. Erst vor zwei Wochen gab es wieder bewaffnete Kämpfe, die dazu führten, dass ein Grenzübergang nach Israel geschlossen werden musste. Die Beduinen lehnen sich gegen die Obrigkeit auf, von der sie sagen, sie würde nichts zur Entwicklung der Region unternehmen, sie vom Staatsdienst ausschließen und wahllos Verhaftungen vornehmen. Im Gegenzug wirft das Regime in Kairo den Beduinen mangelnde Loyalität vor, ein Vorwurf der bis in die Zeit der israelischen Besetzung von 1967 bis 1982 zurückreicht.

Kommt es zu Anschlägen in der Region, gehen die ägyptischen Behörden immer davon aus, dass Beduinen Hilfestellung geleistet haben müssen, ob die vermuteten Drahtzieher nun Palästinenser oder Al-Kaida-Angehörige sind. Nach den Bombenanschlägen auf die Touristenorte Taba, Dahab und Sharm el-Sheikh zwischen 2004 und 2006, bei denen es 130 Tote gab, hat die Polizei tausende Beduinen verhaftet. Den meisten wurde nie ein Prozess gemacht. Etwa 50 sitzen immer noch ein. Weitere 300 Beduinen wurden allein infolge des Ausnahmezustandes festgenommen.

Die etwa 100.000 meist sesshaften Beduinen leiden unter den harschen Lebensbedingungen in der kargen Wüste des Sinai. Das Geschäft im Tourismus machen andere. Ihre meist schlechte Ausbildung verhindert, dass sie in der boomenden Industrie Ägyptens Arbeit finden. Deshalb machen sich einige von ihnen die guten Ortskenntnisse zunutze und schmuggeln Bango, das lokale Marihuana, Prostituierte und Schwarzarbeiter nach Israel. (Astrid Frefel aus Kairo/DER STANDARD, Printausgabe, 10.8.2010)