Obwohl sich MigrantInnen in einem "beachtlichen Prozentsatz" ehrenamtlich engagieren, ist bislang über ihr Engagement nur wenig bekannt, da es häufig "in den Binnenraum der Migrationssubkulturen" eingebracht würde, so Heiner Keupp im Vorwort zu Kathrin Düseners Studie "Integration durch Engagement?". Düsener interessiert sich für jene Personen mit Migrationshintergrund, die sich bewusst in Projekten und Kontexten engagieren, in denen "ihr Engagement deutschen BürgerInnen zugute kommt". Dabei geht sie von der Grundannahme aus, dass diese MigrantInnen ihr Engagement für Deutsche nutzen, um sich in "der fremden Gesellschaft zu beheimaten".

Gemeinsames Engagement

Laut Düsener hat die Frage des bürgerschaftlichen Engagements seit ungefähr zehn Jahren Hochkonjunktur. Neu ist, dass in den vergangenen Jahren zunehmend das ehrenamtliche Engagement von MigrantInnen in den Mittelpunkt des Interesses rückt. Besonders das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nimmt sich des Themas an, soll doch - ginge es nach dem Bundesamt - neben "dem Engagement von und für Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund" vor allem auch das "gemeinsame, gleichberechtigte Engagement eine Schlüsselrolle in Integrationsprozessen einnehmen". Ein "gemeinsames Engagement von Deutschen und Ausländern" soll demnach eine "Plattform bieten, mit anderen Bürgerinnen und Bürgern zusammen zu kommen und Zusammengehörigkeit jenseits ethnisch definierter Zugehörigkeiten" zu erfahren.

Funktionen des Engagements

Düseners Befragung von ehrenamtlich engagierten MigrantInnen hat ergeben, dass die Funktionen ihres Engagements vielfältig sind. Während sich die einen aus strategischen Gründen engagieren, um beispielsweise die Sprache besser zu erlernen, ist ehrenamtliche Arbeit für die anderen eine selbstverständliche Praxist, die sie aus dem Herkunftsland mitbringen. Wieder andere versuchen über ihr Engagement Anerkennung aus der "Mehrheitsgesellschaft" zu erfahren und Kontakte mit Angehörigen derselben zu knüpfen. Als wesentliche Motivationsgrundlage für das Engagement wird das "Inklusionsbegehren" der MigrantInnen angeführt. Ihr Wunsch nach "Zugehörigkeit zur Mehrheitsgesellschaft" finde seine Entsprechung in ihrem "Engagement für Deutsche", so Düsener.

Migration + Engagement = Integration?

Ehrenamtliches Engagement führe "Einheimische und Zuwanderer" zusammen, fördere das Verständnis für die Sitten und Gebräuche, für Religion und Kultur des jeweils "Anderen", was "für eine gelungene Integration unabdingbar ist", so die Autorin. Ob Engagement jedoch zur Integration führt, sei dahingestellt. Auch wenn ehrenamtlich tätige MigrantInnen im Rahmen ihres Engagements oftmals Anerkennung finden und mit der autochthonen Bevölkerung in Kontakt treten, gilt selbiges nicht zwangsweise auch außerhalb ihres Engagements: "Anerkennung und Inklusion begrenzen sich also auf den Bereich des bürgerschaftlichen Engagements", schränkt Düsener ein.

Fazit

Düsener liefert eine interessante Studie über das Potenzial von ehrenamtlichem Engagement in der Integrationsarbeit. Die aus den Ergebnissen hervorgehenden, aber noch nicht gelieferten Vorschläge zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements von MigrantInnen in der Praxis - wie beispielsweise durch "Vermittlungsagenturen und Einsatzstellen" - dürfen mit Spannung erwartet werden. (Meri Disoski, 9. August 2010, daStandard.at)