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Die Laboranalyse der Funde wird noch einige Monate dauern

Foto: APA-FOTO: LAND STEIERMARK

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Graz - Die archäologische Notgrabung unter der Grazer Burg wurde am Freitag abgeschlossen. In der zu Ende gehenden zweiten Grabungswoche sind die Archäologen um Astrid Steinegger auf weitere Skelettteile gestoßen, hieß es am Freitag von Seiten des Landespressedienstes. Fest steht, dass die Grabstätte noch vor der westlich von ihr gelegenen Stadtmauer, die aus dem 13. bis 14. Jahrhundert stammt, angelegt wurde. "Im Erdmaterial des Grabes fanden sich Gefäßscherben, die nach ersten Einschätzungen von der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts datieren", so Steinegger. Die Archäologin geht aufgrund der Lage der Skelette auch davon aus, dass die Personen zeitgleich bestattet wurden.

"Insgesamt konnten wir neun bis zehn männliche Skelette freilegen, und zwar alle an der selben Stelle", erklärte Steinegger. Da sich ein einzelner Schädel rund 30 Zentimeter von einem kopflosen Skelett befand, werde erst eine anschließende anthropologische Untersuchung klären, ob es sich um einen oder um zwei weitere Verstorbene handelt. "Bis Oktober sollten wir mehr über die Verstorbenen wissen", meinte die beigezogene Anthropologin Silvia Renhart. Sie geht nach einer ersten Besichtigung davon aus, dass es sich "aufgrund der äußeren Merkmale um erwachsene Männer fortgeschrittenen Alters", d.h. im Alter zwischen 30 und 50 Jahren handelt. Über die Todesursache konnte sie jedoch noch keine Angaben machen. Bis auf einen Schädel mit einem Metallbolzen, der durch das Auge ins Gehirn eingedrungen sein dürfte, habe sie bei der ersten Inspektion "keine Spuren von äußerer Gewalteinwirkung" feststellen können.

"Sonderbestattungs-Stätte"

Aufgrund der ungewöhnlichen Lage der sterblichen Überreste - mehrere Skelette fanden sich übereinander - vermutet Steinegger, dass es sich um keine gewöhnliche christliche Bestattung handelt. Sie glaubt, dass man auf eine "Sonderbestattungs-Stätte" - wie sie u.a. für Selbstmörder, ungetaufte Kinder oder Hinrichtungsopfer eingerichtet wurde - gestoßen sein könnte. Der zusätzliche Knochenfund unter den bis Ende der Vorwoche ergrabenen Skeletten bestätige nun diese Vermutung, hieß es. Ein zusätzlicher, einige Meter weiter östlich gelegener Grabungsabschnitt brachte keine weiteren Funde zutage.

Entdeckt wurden die ersten Skelette vor zwei Wochen bei Umbauarbeiten im Lagerbereich der Grazer Burg, westlich der alten Stadtmauer, die in diesem Bereich durch das Gebäude der Burg verläuft. Unmittelbar neben der Grazer Burg liegt der Grazer Dom. Die Knochen könnten durchaus im Umfeld des Vorgängerbaus des Doms beigesetzt worden sein. Steinegger hofft, bis zum Jahresende das Rätsel um die Toten unter der Grazer Burg endgültig gelöst zu haben. (APA/red)