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Eine gar nicht so gewollte Umarmung: Michael Bennet, derzeit Senator von Colorado (links), tut sich im Wahlkampf schwer beim Spagat zwischen der Nähe zu Präsident Obama und der Kritik an Washington.

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Andrew Romanoff will auch Kandidat der Demokraten sein.

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Jane Norton will für die Republikaner den Senatssitz Colorados gewinnen.

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Ken Buck will das auch.

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Wer ist der größere Außenseiter? Wer hasst Washington mehr? Wer kümmert sich wirklich um den Bundesstaat und ist nicht nur Vertreter des Parteiestablishments? Der Vorwahlkampf für den Senatssitz in Colorado am Fuße der Rocky Mountains verläuft nicht wie geplant - und zwar weder für die Republikaner, noch für die Demokraten.

Die Wunschkandidaten beider Parteien standen zwar schon seit einiger Zeit fest, womit aber beide Parteien nicht gerechnet hatten: Noch bevor es in die Auseinandersetzung mit der jeweils anderen Partei geht, muss erst ein parteiinterner Wahlkampf geschlagen werden. Sowohl der demokratische Amtsinhaber Michael Bennet, als auch die republikanische Herausforderin Jane Norton können sich ihres Sieges bei den Vorwahlen nicht mehr sicher sein. Morgen, Dienstag, fällt die Entscheidung.

Ein Spot namens "Gier"

Der Herausforderer des Demokraten Bennet ist Andrew Romanoff, ein ehemaliger Sprecher des Repräsentantenhauses in Colorado. Lange Zeit lag er in den Umfragen hinter Bennet, mittlerweile hat der 43-Jährige aber aufgeholt. Das liegt zum Teil an einer Wahlempfehlung von Bill Clinton und zum anderen an einem aggressiven TV-Spot namens „Gier". Darin wird Amtsinhaber Bennet als rücksichtsloser Geschäftsmann porträtiert, der eine finanzschwache Kinokette "erbeutet" habe. Mit diesem Deal habe Bennet elf Millionen Dollar verdient.

Bennet hält diesen Vorwurf für substanzlos, er habe mit der Übernahme die Kinokette vor dem Bankrott gerettet. Romanoff stilisiert sich als Außenseiter, der sich weigert Geld von Interessensgruppen für die Finanzierung seines Wahlkampfes anzunehmen. „Romanoff - The best Senator money can't buy", lautet eine seiner Werbebotschaften. Bennet hat vergangenen Monat sein Haus verkauft, um Geld für den Wahlkampf locker zu machen.

Zwischen Kritik und Nähe an Washington

Der demokratische Amtsinhaber Bennet (55) versucht, die ihm zur Last gelegte Nähe zu Washington zu relativieren. Er kandidiere das erste Mal für ein politisches Amt, zuvor hat er sein Geld als Unternehmer und Anwalt verdient. Das politische Geschäft ist für ihn aber nicht völliges Neuland: Bennet arbeitete auch als Kabinettschef des Bürgermeisters von Denver und war später Superintendent der öffentlichen Schulen der Stadt. Erst seit einem Jahr vertritt er den Staat in den Rocky Mountains im in Washington. Er hat das Amt von seinem Vorgänger Ken Salazar einfach übernommen, der als Innenminister in das Kabinett von Präsident Obama wechselte.

Bennet wirbt jetzt mit seiner Unerfahrenheit und lässt seine drei kleinen Töchter im Werbespot von Daddy's Erfolgen schwärmen: „Dad war ein Jahr im Senat, und er sagt, das sei die größte Schweinerei, die er je gesehen habe." Aber Bennet tut sich schwer mit dem Spagat zwischen Kritik an und Nähe zu Washington. Präsident Obama spricht sich offiziell für ihn als Kandidaten der Demokraten aus und hat ihn bei einigen seiner Wahlkampfveranstaltungen unterstützt.


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Wer ist der größere Außenseiter?

Das Verhältnis zu Washington dominiert nicht nur den demokratischen Vorwahlkampf. Auch bei den Republikanern will jeder der beiden Kandidaten der größere Außenseiter sein. Eigentlich glaubte Jane Norton, sie hätte die Nominierung der Republikaner schon in der Tasche. Dann aber tauchte Ken Buck auf der Bildfläche auf. Und seither scheint nichts mehr sicher. Buck gibt sich als Außenseiter und bereiste das Land um Tea Party Aktivisten und ähnliche Gruppierungen zu treffen. Norton hingegen sei die Vertreterin der Parteielite in Washington. In einem Video auf seiner Website wettert der 51-jährige Buck gegen den Senat: Der Senat helfe den Leuten in Colorado nicht. Er wäre die unabhängige Stimme in Washington, die sich für Colorado einsetzen würde.

Sexistischer Hinterwäldler gegen High Heels

Aber es ist ein anderes Video, das seine Herausfordererin Norton, die lange im Gesundheitssystem gearbeitet hat, gern von ihm sieht. Dort antwortet er auf die Frage warum jemand für ihn stimmen sollte: „Weil ich keine High Heels trage." Norton (55), als einzige der Kandidaten in Colorado geboren, macht sich diese Aussage zunutze und versucht Buck als sexistischen Hinterwäldler hinzustellen. So neu im politischen Geschäft wie Buck seine Wähler glauben machen möchte, ist er allerdings auch nicht. Der geborene New Yorker war Anwalt für Dick Cheney, während dieser noch Kongressabgeordneter war, und war auch drei Jahre im Justizministerium beschäftigt. Er arbeitete 14 Jahre für die Staatsanwaltschaft in Colorado, bevor er zum Bezirksanwalt von Weld County, nördlich von Denver, ernannt wurde.

Wirklicher Außenseiter und politischer Neuling ist demnach keiner der vier Kandidaten. Sie schimpfen alle mehr oder weniger auf das „System Washington". Ein System an dem alle Vier teilhaben wollen - als Senatoren von Colorado. (mka, derStandard.at, 9.8.2010)