Es ist nicht besonders schlau, das abgeschraubte Pedal beim Rad zu lassen.

Foto: Rottenberg

Dies, sagte H. und ließ sein Handy herumgehen, sei also der letzte Schrei: Dass Radbesitzer nun allem Anschein nach daran gingen, ihre Böcke nach dem Absitzen nicht bloß händisch (Schnellspanner-Sattel- oder -Vorderrad ausbauen), sondern per Werkzeug zu filetieren, sei aber auch traurig. Und bezeichnend für unsere Zeit. Soviel Gesellschafts-Larmoyanz, sagte H., dürfe sein.

Das Handy mit dem Foto des von der Kurbel abgeschraubten und ins Fahrradschloss gehängten Pedals wurde bestaunt. Er habe, erzählte H., dieses Bild vor einem Wiener Szenebeisl gemacht. Und seither auch anderswo genauer hingeschaut.

Nun glaube er so etwas wie einen Mikrotrend zu erkennen: Um das eigene Rad Dieben weniger attraktiv erscheinen zu lassen, dürfte es tatsächlich Menschen geben, die sich nach dem Einparken an den Pedalen zu schaffen machen. Nicht ganz blöd.

Was H. aber nicht oder nur schwer versteht, ist die weiterführende Taktik, die Wiener Pedal-Selbstabschrauber verfolgen: So rasch ein Fahrradpedal abgeschraubt ist, so rasch ist es auch wieder dran.

Ein paar rasche Drehungen in die richtige "falsche" Schraubrichtung, danach ein kleiner Ruck mit 17er-Schlüssel oder fettem Inbus. Das dauert keine halbe Minute - und niemand käme auf die Idee, jemanden, der an einem Fahrrad etwas anschraubt, für einen Dieb zu halten.

So schlau die Idee der Immobilisierung per Entpedalisierung auf den ersten Blick auch wirkt, so unschlau ist es, das Pedal dann beim Rad zu lassen - erst recht, wenn Rad und Pedal mit einem jener Billigsdorfer-Zahlenschlösser "abgesperrt" sind, die jeder Volksschüler mit dem Nagelzwicker in einer Minute knacken kann. (Thomas Rottenberg/DER STANDARD/Automobil/06.08.2010)