Berlin/Hamburg - Kaufhof hat den Kampf um Karstadt noch nicht aufgegeben. "Eine gute Lösung ist der Zusammenschluss von Kaufhof und Karstadt", sagte der Chef des Kaufhof-Mutterkonzerns Metro, Eckhard Cordes, der "Welt am Sonntag". "Die Marktanteile der Warenhäuser am deutschen Einzelhandel sinken seit Jahren, der Markt ist nicht groß genug für zwei. Irgendwann wird es zu einem Zusammenschluss kommen, wann und unter welchen Umständen auch immer."

Schon vor der Insolvenz von Karstadt im Juni 2009 hatte Metro versucht, die besten Standorte des Essener Konkurrenten zu übernehmen. Cordes sprach zudem einen europäischen Zusammenschluss an, bei dem auch der Kaufhof eine Rolle spielen könne. Zwar wollte er zu den aktuellen Karstadt-Übernahmebemühungen durch den italienischen Warenhausbetreiber Maurizio Borletti nicht direkt Stellung nehmen.

Doch sagte Cordes: "Eine solche, wie auch immer geartete europäische Warenhausallianz hätte viel Charme. So könnten die Warenhäuser in Deutschland von Erfahrungen in den anderen Ländern und von gemeinsamen Einkaufsvorteilen profitieren und auch Marken bekommen, die bisher von europäischen Wettbewerbern - aber nicht von uns - angeboten werden können."

Harsche Absage an  Borletti

Karstadts Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg erteilte dem Interessenten Borletti nach "Spiegel"-Informationen eine harsche Absage. Der italienische Warenhausbetreiber hatte demnach am vergangenen Donnerstag um 14.32 Uhr, 28 Minuten vor Beginn des Karstadt-Gläubigerausschusses, ein Angebot zur Übernahme von Karstadt in die Runde gemailt. Wie das Magazin unter Berufung auf einen Brief von Donnerstagabend zitierte, habe Görg an Borletti geschrieben, es sei "offenkundig, dass unter solchen Umständen eine eingehende Würdigung nicht möglich war".

Eine erste Prüfung habe jedoch ergeben, dass "Ihr Entwurf nicht unterschriftsreif war oder ist". Zudem enthalte das Angebot "eine ganze Reihe von aufschiebenden Bedingungen". So ist nach Ansicht von Görg die kartellrechtliche Frage bei einer möglichen Karstadt-Übernahme durch Borletti völlig ungeklärt. "Ihre Intervention der letzten Tage kann unter den gegebenen Verhältnissen keinen Erfolg haben", schrieb Görg demnach.

Der Insolvenzverwalter setzt damit weiter allein auf den bisherigen Karstadt-Interessenten Nicolas Berggruen. Der soll nun seine Frist bis zum endgültigen Abschluss des Kaufvertrags, vorbehaltlich der Zustimmung des Amtsgerichts Essen, bis zum 2. September verlängert bekommen. Borletti will aber weiter um Karstadt kämpfen. In den nächsten Wochen wolle man das Alternativangebot weiter aus arbeiten und dabei auch mit dem Karstadt-Vermieter Highstreet und den Kartellbehörden reden, heißt es bei dem Italiener. (APA)