Bild nicht mehr verfügbar.

Robbie Williams verabschiedet sich von seiner hochzeitswilligen weiblichen Fangemeinde und lässt jegliche Hoffnungen im Regen stehen.

Foto: REUTERS/Luke Macgregor

Bild nicht mehr verfügbar.

Seit 2007 singt Robbie für die US-Schauspielerin Ayda Field "I wanna feel real love".

Foto: AP Photo/Gus Ruelas

Es war Anfang April 2003, wie ich gerade auf einer Fanpage von Robbie Williams herausgefunden habe. Der englische Popstar befand sich in seiner Schaffensblüte, seine Songs stürmten die Charts, ich konnte mich dem Phänomen nicht mehr entziehen. Damals begab sich der mittlerweile 36-Jährige auch zu einem kurzen PR-Stelldichein nach Wien, ganz genau in ein ORF-Studio am Küniglberg. Über Beziehungen konnte ich mich in die Menge von geschätzt 300 Fans schmuggeln und war einer von gefühlt fünf Männern.

Amadeus und Vera

Williams absolvierte bei dieser Stippvisite gleich zwei Termine im gleichen Saal. Ob zuerst die Entgegennahme des Amadeus Awards stattfand und nach einem Studioumbau dann einen Sangesauftritt für die Russwurm-Talkshow „Vera" folgte, habe ich vergessen. Jedenfalls gab der nicht gerade als psycho-emotional stabil geltende Massenentertainer ein Mal „Feel" und zwei Mal „Come Undone" zum Besten. Wobei der zweite Song ein durchaus ehrliches und poetisches Selbstbild darstellt. 

Grob übersetzt geht die erste Strophe von „Come Undone" („Sich auflösen") folgendermaßen: „So unbeeindruckt, aber so ehrfürchtig/So ein Heiliger, aber so eine Hure/ So selbstbewusst, so voll Scheiße/So unentschlossen, so unerbittlich/Ich sinne dahin, denke übers Denken/Es ist überbewertet, nimm einen weiteren Drink und/Schau mir beim Auflösen zu." Den Refrain und die weiteren Strophen spare ich mir jetzt - hier gibt´s den Originaltext.

Hysteriefaktor 10 plus

Im Publikum kam natürlich „Feel" viel besser an, das lag wohl auch an der bewusst offensiven Inszenierung. Denn neben dem Mikrofonständer war ein Stapel kleiner Holzkistchen mit Schokotörtchen als Inhalt aufgestellt, wie sich nach dem Auftritt herausstellte. Nachdem Williams die großteils hyperhysterische Menge gleich mit der ersten Song-Zeile in Ohnmachtsnähe gebracht hatte, schnappte er sich beim Refrain eine der Holzboxen, shakte sich mit provozierendem Hüftschwung die Stiegen hinauf und überreichte das Geschenk einer völlig enthemmten jungen Frau und knuddelte sich genüsslich in deren dralles und tief ausgeschnittes Dekolleté. Ob ein Notarzt bereit gestanden wäre?

Dieses Spielchen wiederholte sich noch ein paar Mal, einmal davon bestieg er auch den Aufgang zu meinem Sitzplatz, den ich aus Ehrfurcht vor den Kreischladys in der obersten Reihe eingenommen hatte. Allerdings wurde Robbie Überstar schon nach den ersten Stufen schwach und beglückte eine weitere echte Schwärmerin. Aber auch so wurde mir damals bewusst, dass es den Typen tatsächlich mit Haut und Haaren gibt und dass sein Erfolg kein Zufall ist.

Take That, Ayda!

In den vergangenen sieben Jahren haben sich Robbie und ich ein wenig aus den Augen verloren, auch musikalisch hat er mich nicht mehr sonderlich aus der Reserve gelockt. Vielleicht ist er einfach ein bisschen solider geworden als in seinen rauen und zornigen Tagen. Mitte Juli ist er, wie berichtet, in seine musikalische Wiege zurückgekrochen und hat sich mit „Take That" wiedervereint.

Im privaten Bereich will sich Williams nun gar für ewig binden, wie die britische Boulevardpostille "The Sun" berichtet. Am 7.8.2010 soll er im kleinen Kreis auf der Insel Santa Catalina, 32 Kilometer vor Los Angeles gelegen, seine Freundin Ayda Field heiraten, mit der immerhin schon seit 2007 zusammen ist. Vielleicht darf sich die 31-jährige US-Schauspielerin auf zumindest sieben gemeinsame Ehejahre freuen. (Martin Obermayr, derStandard.at, 6.8.2010)