Wien - Österreich muss den Titel des Klassenprimus im Umweltbereich an Schweden abtreten und die Nummer-zwei-Position mit der Slowakei teilen. Das geht aus einer Zusammenschau vier verschiedener Rankings hervor, die am Donnerstag in der Wirtschaftskammer Österreich präsentiert wurde. Der Kriterienkatalog, der zur Bewertung der Umweltsituation in den einzelnen Ländern herangezogen wurde, reichte von der Überprüfung der Umweltschutzausgaben über die Qualität von Luft und Wasser bis zum Ressourcenverbrauch.

"Das ist neuerlich ein Spitzenergebnis, auch wenn Österreich dieses Mal einen Rang eingebüßt hat" , sagte der Leiter der Abteilung Umwelt- und Energiepolitik in der Wirtschaftskammer Österreich, Stephan Schwarzer, zum Gesamtresultat. Österreich sei von Beginn der Untersuchungen an immer im Spitzenfeld zu finden gewesen. Die Wirtschaftskammer führt die Vergleichsuntersuchung alle zwei Jahre durch, heuer zum neunten Mal.

Eingang in das "Super-Ranking" fand der von den US-Universitäten Yale und Columbia berechnete Environmental Performance Index 2010, das von der Züricher Kantonalbank herausgegebene OECD Staatenranking 2009 sowie der Living Planet Report 2008 des World Wildlife Fund (WWF), der den ökologischen Fußabdruck im Fokus hat. Als einziges nationales Ranking hat die Wirtschaftskammer ihren eigenen Nachhaltigkeitskontest 2009 in der Gesamtbewertung berücksichtigt. Bewertet wurde die Umweltsituation in 19 der insgesamt 27 EU-Länder, die dem Klub der meistindustrialisierten Staaten (OECD) angehören.

Weiter Weg nach Kioto

An welcher Stelle Österreich in den jeweiligen Öko-Rankings vertreten ist, sei stark vom Gegenstand der Analyse sowie der Art der Rangliste abhängig, sagte der Nachhaltigkeitskoordinator der Wirtschaftskammer, Christoph Haller. Durchwegs gut liege Österreich beispielsweise, wenn es um absolute Werte gehe - Werte, die etwa auf die Wirtschaftsleistung des Landes bezogen werden. Weniger gut steige Österreich bei den sogenannten "Distance-to-Target-Indikatoren" aus. So sei das Auseinanderklaffen zwischen dem Kioto-Ziel einer 13-prozentigen Reduktion des CO2-Ausstoßes (verglichen mit dem Basisjahr 1990) und der tatsächlichen Performance Österreich im aktuellen Ranking schlecht bekommen.

Während die 15 "alten" EU-Staaten nach einem Bericht der EU-Umweltagentur EEA (European Environmental Agency) 2008 in Summe um 6,9 (Ziel: 8,0) Prozent unter dem Wert von 1990 lagen, war Österreich am drittweitesten vom Kioto-Ziel entfernt. Nur Spanien und Luxemburg verfehlten das Ziel um noch mehr.

Seit 1995, als sich Österreichs CO2-Emissionen auf 93 Mio. Tonnen summierten, ist zwar eine Reduktion des Treibhausgasausstoßes auf zuletzt 86 Mio. Tonnen erfolgt. Die angepeilten 68 Mio. Tonnen scheinen aus derzeitiger Sicht dennoch außer Reichweite. (Günther Strobl, DER STANDARD, Printausgabe, 6.8.2010)