Belgrad - Das serbische Innenministerium hat heute, Donnerstag, Strafanzeige gegen den Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic und acht weitere Personen eingereicht, die verdächtigt werden, in den Mord am serbischen Ex-Präsidenten Ivan Stambolic verwickelt zu sein. Wie der Belgrader Sender "B-92" berichtete, werden neben Milosevic auch der ehemalige Chef des Staatssicherheitdienstes, Radomir Markovic, und der Ex-Chef der "Roten Barette" und Belgrader Mafia-Boss Milorad Lukovic "Legija" verdächtigt.

Des weiteren wurde gegen den letzten Chef der mittlerweile aufgelösten "Roten Barette", Dusan Maricic "Gumar", sowie fünf ehemalige Angehörige des Staatssicherheitsdienstes Strafanzeige erstattet. Es handelt sich dabei um Branko Bercek, Leonid Milivojevic, Nenad Sare, Nenad Bujosevic und Milorad Bracanovic. Nach Angaben der serbischen Polizei haben die "Roten Barette" den serbischen Premier Zoran Djindjic am 12. März und Stambolic ermordet. Der noch immer flüchtige Legija, Chef der Mafia aus dem Belgrader Vorort Zemun, wird verdächtigt, Drahtzieher des Djindjic-Mordes zu sein.

Laut serbischer Polizei wurde Stambolic am 25. August 2000 von fünf Angehörigen der Spezialpolizeieinheit "Rote Barette" beim Joggen in Belgrad gekidnappt, noch am selben Tag in der Fruska Gora bei Novi Sad durch zwei Schüsse ermordet und danach verscharrt. Die Leiche von Stambolic wurde im Rahmen der Ermittlungen nach dem Djindjic-Mord gefunden. Der Mord erfolgte einen Monat vor der jugoslawischen Präsidentschaftswahl. Stambolic wurde damals als Kandidat der Opposition gehandelt.

Stambolic war bis 1987 Präsident Serbiens und politischer Ziehvater von Milosevic. Er wurde aber gerade vom damaligen serbischen KP-Chef Milosevic 1987 gestürzt, weil er den immer stärkeren nationalistischen Kurs der serbischen Kommunisten missbilligte. Nach acht Jahren des Schweigens rechnete Stambolic 1995 in seiner Autobiographie öffentlich mit Milosevic ab und war fortan einer seiner schärfsten Kritiker. Milosevic, der sich derzeit vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag verantworten muss, hat bereits die Bereitschaft bekundet, in der Causa Stambolic aussagen zu wollen. (APA)