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Wien - Schöne neue Zahnmedizin-Welt: Implantate, die in der Zukunft Prothesen weitgehend verdrängen werden, schmerzlose Karies-Entfernung, Stammzell-Knochenersatz und Zirkonoxid als perfektes Material für Brücken und Kronen. - In den kommenden Tagen (25. bis 26. April) präsentieren mehr als 120 Produzenten im Rahmen der Wiener Internationalen Dentalausstellung im Austria Center Vienna die neuesten Produkte auf dem Gebiet der Zahnheilkunde.

Einen Siegeszug haben längst die Zahnimplantate angetreten. Univ.-Prof. DDr. Georg Watzek, Vorstand der Wiener Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien: "Die Innovationen auf diesem Gebiet gehen so schnell vor sich, dass der Markt es nahezu nicht mehr schafft, sie aufzunehmen. Die Implantatproduktion wächst pro Jahr um 15 bis 20 Prozent. Zwei Prozent der Österreicher haben bereits solche Implantate. Diese Rate ist höher als in den USA, aber nicht so hoch wie in Skandinavien." Der offenbare Grund: In Skandinavien bezahlten zumindest in der Vergangenheit die Krankenkassen die Implantate.

Hoffnung

Watzek über die Zukunft: "Ich bin überzeugt, dass die Zahnprothesen durch Implantate ersetzt werden." Weiterhin wird allerdings nach optimalen Strategien gesucht, um fehlende Kieferknochen-Substanz zu ersetzen. Hier hofft man auf die Stammzell-Technologie bzw. auf die Anwendung von Knochen-Wachstumsfaktoren. Implantate benötigen ja einen festen "Untergrund", um darin fixiert zu werden.

Eine andere Revolution stellt die Mikrozahnheilkunde dar. Prof. Dr. Peter Kotschy: "Wir haben jetzt Mikroskope in die Hand bekommen, mit denen wir im Mund vernünftig hantieren können. Wir können damit erstmals Karies restlos entfernen. Damit werden wir in Zukunft unter Füllungen keine (Rest-)Karies mehr haben und können Karies-Rezidive vermeiden." - Die Mikroskope mit 3,5- bis 20-facher Vergrößerungsleistung erlauben vor allem ein genaueres Arbeiten des Zahnarztes.

Art Sandstrahl-Verfahren

Kotschy will mit einem Patent - nach bisher noch nicht optimalen Versuchen per Laser-Technologie - auch den Weg für das schmerzlose "Bohren" freigemacht haben. Die Technik beruht auf einer Art Sandstrahl-Verfahren, bei dem 27 Tausendstel Millimeter große Aluminiumoxid-Körner mit einem Druck von drei bis zehn Bar auf den Zahn gelenkt werden. Kotschy: "Bisher war die Staubbelastung nicht unter Kontrolle zu bringen." Der Fachmann verwendet aber ein Staubfang-Verfahren, das ähnlich wie die Staubfilter für Allergiker funktioniert und will damit die bisherigen Probleme der Technik gelöst haben. Das Manko: Die Karies-Entfernung dauert damit zum Teil mehr als eine Stunde. Das zahlt die soziale Krankenversicherung nicht.

Ebenfalls nicht von den Krankenkassen bezahlt werden dürfte - dies bestätigte bei der Pressekonferenz der Chefzahnarzt der Wiener Gebietskrankenkasse, Dr. Wolfgang Jesch - ein von Zahntechnikern nahezu als perfekt angesehenes neues Material für "Brücken" und Kronen: Zirkonoxid. Zahntechniker-Bundesinnungsmeister Rudolf Müller: "Es hat sich in der Herstellung künstlicher Hüftgelenke bestens bewährt und ist biokompatibel. Der Werkstoff ist weiß wie der Zahn sowie absolut bruchfest und randdicht." (APA)