Hamburg - Der Volkswagen-Konzern ist wegen zahlreicher Produktionsanläufe und des schwachen US-Dollars auf der Schleichspur in das Jahr 2003 gefahren. VW-Vorstandschef Bernd Pischetsrieder wollte auf der Hauptversammlung des Konzerns am Donnerstag in Hamburg zwar keine genaue Zahlen nennen, betonte aber, das im ersten Quartal 2003 erwirtschaftete Ergebnis werde "deutlich unter dem des Vorjahres liegen".

Gleichzeitig kündigte Pischetsrieder aber an, dass später im Jahr wieder mehr verdient werden soll. "Wir gehen aber davon aus, dass sich das operative Ergebnis...im Jahresverlauf, gerade im dritten und vierten Quartal, erheblich verbessern wird", sagte Pischetsrieder. Er bekräftigte seine Prognose, wonach das operative Ergebnis des Gesamtjahres unter dem Vorjahr liegen werde. Beim Absatz ist er sicher, die 2002 knapp verfehlte Schwelle von fünf Millionen Autos wieder zu erreichen. "Wir werden 2003 die Fünf-Millionen-Fahrzeuggrenze auf jeden Fall überschreiten", kündigte er an. 2002 waren es 4,99 Millionen gewesen.

China schlägt Deutschland

Zum ersten Mal in seiner mehr als 50-jährigen Geschichte hat die Automarke Volkswagen in einem Auslandsmarkt mehr verkauft als im deutschen Heimatmarkt. Im ersten Quartal 2003 wurden in China rund 150.000 Autos der Marke abgesetzt, gegenüber 114.000 in Deutschland, wie der Konzernchef mitteilte. Pischetsrieder setzt große Hoffnungen auf China. "In China sind wir mit unseren Produkten exzellent aufgestellt", erklärte er.

Pischetsrieder begründete das schwächere Ergebnis ersten Quartal 2003 mit mehreren Effekten, vor allem aber hohen Anlaufkosten und negativen Wechselkurseffekten. In diesem Jahr bringt Volkswagen zahlreiche neue Modelle heraus, etwa den neuen Golf oder den Van Touran. Diese Modellanläufe belasten den Ertrag.

Hoffen auf neue Modelle

Langfristig erwartet Pischetsrieder aber höhere Erträge von den neuen Autos. Nach seinen Worten sind in den Modellen, die auf dem Golf V (Audi A3, Touran, Bora, etc.) basieren, wertmäßig viel mehr gleiche Teile als bisher. Gleichzeitig seien sie aber nach außen stärker differenziert. Er kündigte an, dass 2003 wie schon 2002 eine Mrd. Euro Kosten eingespart werden sollen.

Pischetsrieder beendete Spekulationen, wonach er eine Holdingstruktur für den Konzern plane. "Wir werden unserem Konzern sicher keine Holdingstruktur geben." Die strategische Produktplanung, Werksbelegung, Kapazitätsplanung und Ressourcenplanung blieben Konzernaufgaben.

Spekulationen um neue Konzernspitze

Die Spekulationen um die neue Konzernspitze waren aufgekommen, nachdem Vertriebschef Robert Büchelhofer vor zwei Wochen den Konzern verlassen musste. In einem Interview der "Financial Times" hatte Pischetsrieder dann gesagt, die Überlegungen zur neuen Führungsstruktur "beginnen mit einem weißen Blatt Papier". Er sagte nicht, ob die Position wieder besetzt werden soll.

Bereits auf der Bilanzpressekonferenz im März hatte Pischetsrieder angekündigt, dass der operative Gewinn von 4,76 Milliarden Euro aus 2002 nicht wieder erreicht werde, wenn die Konjunktur schwach bleibe.

2002 war der VW-Umsatz um 1,8 Prozent auf 87 Mrd. Euro gesunken. Das operative Ergebnis fiel um zwölf Prozent auf 4,76 Mrd. Euro. Bisher gab es auch in diesem Jahr für VW mehrere schlechte Nachrichten: So sank der Absatz in den USA und Europa. Allerdings legte VW in China mächtig zu.(APA/AP)