Klagenfurt - "Echte Ritterschaft kennt nicht nur die zeitgebundene Form des Schwertkampfes. Vielmehr ist der Einsatz für Christi Reich, der Schutz der Wehrlosen, Hilfe für die Misshandelten, Bedrängten, . . . die eigentliche Haltung des ritterlichen Menschen". So heißt es im Ordensbuch des Deutschen Ordens.

Mit Schwertern kämpft man derzeit im Deutsch-Ordensspital in Friesach zwar auch nicht, wohl aber mit härtesten Bandagen. Dabei hielten sich die geistlichen Ordensritter nicht einmal an das Gebot des Osterfriedens. Just in die Karwoche platzte die Nachricht von der sofortigen Suspendierung des langjährigen ärztlichen Leiters Georg Lexer.

Seither wird über die Hintergründe des ritterlichen Brachialakts ebenso intensiv gerätselt wie beharrlich geschwiegen. Der Orden wirft Lexer, der als "Familiar" ebenfalls unterstützendes Ordensmitglied ist, nicht näher definierte "Untreue" vor und hat eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft angekündigt, die freilich bis heute noch nicht eingetroffen ist.

Zwist um Naturheilklinik Worin diese mutmaßliche "Untreue" bestehen soll, darüber gibt es bis dato nur Vermutungen. Lexer habe für das 270-Betten-Regionalspital freihändig Anschaffungen getätigt und damit den Orden finanziell geschädigt, heißt es. Andere wiederum wollen einen Zusammenhang mit der von dem Spitzenmediziner ins Leben gerufenen Naturheilklinik sehen, die dem Spital angeschlossen ist, jedoch derzeit mangels Sozialversicherungsträger nur als Hotel geführt wird. Der bei Patienten und Kollegen gleichermaßen geschätzte Arzt könnte dort eigenmächtig Spitalspersonal eingesetzt und möglicherweise auch Spitalsmittel umgeschichtet haben. Seit der Installierung des neuen Ordenshochmeisters Abt Bruno Platter in Wien wurden Lexers Expansionsbestrebungen rigide Grenzen gesetzt. Mit dem früheren Ölmanager Günther Schwegl als neuem Verwaltungsdirektor bekam Lexer quasi einen "Aufpasser".

Lexers Anwalt Gernot Murko weist alle Gerüchte als "absurd" zurück. Da es keine konkreten Vorwürfe gebe, könne er dazu auch keine Stellungnahme abgeben, meinte Murko gegenüber dem STANDARD.

Möglicherweise Finanzskandal

Dass das Friesacher Krankenhaus nunmehr an die Ordenskandare genommen wird, hat möglicherweise auch mit dem gewaltigen Finanzskandal in Deutschland zu tun, in den die 1190 gegründete Spitalsbruderschaft verwickelt ist. Seit 1990 bauten geistliche Manager vor allem in Bayern, unterstützt durch die Staatsregierung, einen gewaltigen Spitalskonzern auf, der 120 Spitäler, Altenheime, Behinderteneinrichtungen mit etwa 5500 Mitarbeitern umfasste. Weihnachten 2000 kam es infolge der Zukäufe schließlich zum Crash mit 181 Millionen Euro Schulden, die den Orden auch nach dem Verkauf der Hälfte seiner Einrichtungen finanziell schwer belasten. (stein, DER STANDARD Printausgabe 24.4.2003)