"Mit der Eröffnung eines neuen Geschäftes in der Goldschmiedgasse 10 werden wir in Wien gebührend präsent sein." Giovanna Furlanetto, charismatische Unternehmerin und Vorstandsvorsitzende der Furla SpA, ist vom hohen Stellenwert des neuen Wiener Geschäftes überzeugt: "Dann sind wir in Wien wie auf der Ginza in Tokio vertreten", erklärte die in Sprachen promovierte Managerin und Mutter von zwei erwachsenen Kindern den neuen Standort.

Die Wiener Franchise-Boutique soll im kommenden September eröffnen. Die Taschenmode des italienischen Modelabels hat in den vergangenen Jahren nicht nur in Italien, sondern in ganz Europa Furore gemacht. Nicht nur die schönen Farben, die exzellente Qualität und die cleane Optik haben die Aufmerksamkeit der Kunden gewonnen. Auch die Accessoire-Linie und die edle Schaufenstergestaltung der Shops ist vom Markt gut aufgenommen worden. Die über zehn Furla-Geschäfte in Mailand präsentieren zurzeit "Osterwiesen" mit Taschen und den dazu passenden Hals- tüchern, Handschuhen und Modeschmuck.

Seit kurzem bietet Furla auch eigene Markenbrillen (Lizenznehmer De Rigo) und Uhren an. Philosophie des Unternehmens ist es, guten Geschmack und "Made in Italy"-Design zu vernünftigen Preisen für Frauen jeder Altersgruppe zu produzieren. Der Hauch von Frische und Innovation, den die Furla-Lederwaren vermitteln, ist das Erfolgsrezept der Marke. "Schließlich sind Innovation und Design die einzigen Waffen, die wir gegenüber der immer besser werdenden Konkurrenz haben", spielt die Managerin auf die wachsende Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Lederwaren an.

Die Furla-Kollektion wird von einem Team junger, internationaler Designer im Hauptsitz San Lazzaro di Saveno bei Bologna entworfen. Für die aufwändige Materialforschung ist Giovanna Furlanetto selbst verantwortlich. Nach fünf kräftigen Wachstumsjahren soll heuer eine Konsolidierung eintreten. "Wenn wir den Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres, auf 87 Millionen Euro, stabilisieren, dann ist dies bereits ein großer Erfolg."

Mit einem Gewinn vor Zinsen und Steuern, der 2002 rund vier Prozent des Umsatzes ausmachte, ist Furla auch der italienischen Konkurrenz eine Nasenlänge voraus. Bis 2008 soll der Umsatz, so die Pläne, jedoch weiterhin verdoppelt werden, nachdem er seit 1997 um das Dreifache zugenommen hat. Das Wachstum soll auch durch eine weitere Diversifikation des Angebotes erfolgen. Die Schuhkollektion, die bisher erst sechs bis sieben Prozent des Umsatzes ausmacht, soll ausgebaut werden.

Keineswegs will Furlanetto aber in den Bekleidungssektor einsteigen. Damit haben sich schon zahlreiche Hersteller die Finger verbrannt. "Wir haben acht Jahre Know-how im Taschensektor, das muss genutzt werden." Im Jahr 2002 entfielen 70 Prozent des Geschäftsvolumens auf Handtaschen. Diese werden in und um Bologna, in vier verschiedenen Werken mit rund 300 Beschäftigten hergestellt. Das vom "nonno", dem Großvater, im Jahr 1927 gegründete Unternehmen beschäftigte sich vorerst mit der Herstellung von Kleinlederwaren und expandierte danach im Handel.

Die Familie Furlanetto hat ständig in das Unternehmen investiert, dies sei auch ein Grund, weshalb das Wachstum stufenweise und nicht explosionsartig erfolgte. Der eigentliche Durchbruch gelang Furla in den Siebzigerjahren, als Giovanna mit ihren beiden (inzwischen verstorbenen) Brüdern Paolo und Carlo nicht nur eine Revolution der Produktion einführte, sondern auch eigene Geschäfte gründete.

Inzwischen vertreibt das Unternehmen aus Bologna seine viermal pro Jahr erneuerten Kollektionen in 57 Ländern und verfügt über 180 Verkaufspunkte. In China soll die Anzahl der Geschäfte auf 20 aufgestockt werden. In den vergangenen Jahren haben die Besitzer das Management erneuert bzw. verjüngt und die Zahl der Monomarken-Geschäfte auf 60 verdreifacht.

Der europäische Markt sei weitgehend gesättigt, meinte Giovanna Furlanetto, in den USA sehe sie aber noch Potenzial. Auch aus diesem Grund wird demnächst ein Geschäft in New York, in der 57th Avenue, eröffnet. Allerdings habe sich das Verbraucherverhalten der Amerikaner - aber auch der Europäer - seit dem 11. September abrupt verändert. "Markenboutiquen wurden durch Firmen-Outlets ersetzt", beschreibt Furlanetto den neuen Einkaufstrend. Dass in Zeiten der Verunsicherung der Preis, besser gesagt das Preis-Kosten-Verhältnis, eine ausschlaggebende Rolle spielt, ist offensichtlich.

Die Furla-Chefin hat auch enge Verbindungen zur zeitgenössischen Kunst geknüpft. So hat das Unternehmen einen mit 15.500 Euro dotierten Preis für junge italienische Künstler geschaffen. Fünf junge Künstler wurden in diesem Jahr von einer internationalen Jury für den "Premio Querini Stampalia - Furla per l'Arte" ausgewählt, die endgültige Prämierung erfolgt im April in Venedig. (DER STANDARD/rondo/Thesy Kness-Bastaroli/18/04/03)