New York/Washington - Die drohende Pleite der weltgrößten Fluggesellschaft American Airlines ist vorerst abgewendet: Nach der Ernennung eines neuen Konzernchefs stimmte am Freitag auch die dritte Gewerkschaft dem überlebensnotwendigen Sparplan zu. Die Flugbegleiter hätten die Vorschläge der Firmenleitung akzeptiert, teilte ein Gewerkschaftssprecher mit. Streit um Managerprämien hatte die Entscheidung hinausgezögert. Nach dem Zerwürfnis war Konzernchef Don Carty zurückgetreten. Nachfolger wird sein bisheriger Stellvertreter Gerard Arpey, dem ein besserer Draht zu Mitarbeitern und Gewerkschaften nachgesagt wird.

Großzügige Prämien

Die Gewerkschaften der Piloten (APA) sowie der Mechaniker und des übrigen Bodenpersonals (TWU) stimmten dem Sparplan zur Rettung des Unternehmens als erste zu. Lediglich das in der Gewerkschaft APFA organisierte fliegende Personal zögerte sein Ja bis zur letzten Minute hinaus. Der Sparplan sieht Gehaltseinbußen für die rund 100.000 Beschäftigten von insgesamt 1,8 Mrd. Dollar (1,64 Mrd. Euro) pro Jahr vor. Den Einschnitten von bis zu 25 Prozent Gehalt hatten alle drei Organisationen - wenn auch knapp - vor eineinhalb Wochen bereits zugestimmt.

Dann aber wurde bekannt, dass Carty führenden Managern trotz der Krise großzügige Prämien zugesichert hatte. Daraufhin zogen die Gewerkschaften ihre Zustimmung zurück und verlangten eine neue Abstimmung. Als Kompromiss wurde der Sparplan für die Belegschaft entschärft: Unter anderem sollen die Gehaltseinbußen nur noch für fünf statt sechs Jahre festgeschrieben werden.

"Hindernis"

Carty begründete seinen Rückzug mit dem Eingeständnis, er sei ein "Hindernis" für die Verbesserung des sozialen Klimas im Unternehmen geworden. Er gab seine Entscheidung während einer Sitzung des Verwaltungsrats am Konzernsitz im texanischen Fort Worth bekannt. Sein 44-jähriger Nachfolger Arpey ist seit über 20 Jahren bei der Fluglinie beschäftigt, wo er seine steile Karriere als einfacher Angestellter begann. Ihm gehe es vor allem darum, "das Vertrauen aller Angestellten im Unternehmen wiederherzustellen", sagte Arpey. Carty legte auch sein Amt als Verwaltungsrats-Chef nieder. Nachfolger ist der 69-jährige Edward Brennan, ehemaliger Chef des Versandhaus-Konzerns Sears.

Eine Ablehnung des Sparplans auch durch nur eine der drei Gewerkschaften hätte nach Angaben von American Airlines den Konkurs des Unternehmens bedeutet. Bereits im vergangenen Jahr flog die Gesellschaft einen Rekordverlust von 3,5 Mrd. Dollar ein. In den ersten drei Monaten dieses Jahres betrug das Minus der American-Airlines-Muttergesellschaft AMR 1,04 Mrd. Dollar (948 Mio. Euro). Eine Pleite des US-Unternehmens wäre der größte Bankrott in der Luftfahrtgeschichte. (APA)