Es wird warm, und daher muss sich auch der (Ost-) Österreicher mittleren Alters von seinem liebsten Bekleidungsstück trennen, der speckigen Windjacke. Schlagartig verändert sich das Bild des öffentlichen Raumes. Zehntausende, Hunderttausende Männer eines gewissen Alters hängen das formlose, meist in schicken Petrolfarben gehaltene Stück in den Einbaukasten.

In den zahlreichen, durch Reißverschlüsse gesicherten Taschen des Modells werden nun Reste von Döner-Einwickelpapier, herausgerissene Krone-Rätsel bzw. Wolf-Martin-Gedichte, zerbröselte Brekkies, Streichholzbriefchen von Gürtel-Etablissements und Prospekte vom Do-it-yourself-Markt bis zum Spätherbst aushalten müssen. Denn in den achselfreien Unterleiberln, die nun die Windjacke ersetzen, ist für derlei kein Platz.

Übrigens: Die Kreativen von der Krone bieten jetzt Computersimulationen, wie sich Saddam verkleiden könnte; u. a. mit Alpinhut und mächtigem Gamsbart. Ganz falsch! So bleibt er nur beim Kameradschaftsbund unerkannt. Die viel bessere Tarnung in Wien wäre die Windjacke oder eben achselfrei. Auch der Schnurrbart müsste nicht weg, sondern nur zum Klobrillen-bart komplettiert werden. (DER STANDARD, Printausgabe, 23.4.2003)