Der Weltverband der Zeitungen (WAN) sieht die Zukunft der Presse nach der Wirtschaftskrise wieder rosiger. Ein Viertel der Weltbevölkerung, das sind 1,7 Milliarden Menschen, lese jeden Tag eine Zeitung, erklärte der Verband am Mittwoch in seinem Jahresbericht. Im Krisenjahr 2009 sei der Verkauf um 0,8 Prozent auf 517 Millionen Exemplare zurückgegangen, wobei Europa den größten Rückgang (-5,6 Prozent) aller Weltregionen verbuchte.

Europaweit liege Deutschland mit täglich 20 Millionen verkauften Zeitungen ganz vorn, weltweit komme Indien mit 110 Millionen verkauften Exemplaren auf den ersten Platz, gefolgt von China und Japan. 76 der 100 größten Zeitungen der Welt erscheinen in Asien.

In den reicheren Ländern sei der Markt gesättigt, dort würden mittlerweile weniger Zeitungen verkauft, hieß es weiter. In Europa entfällt bereits ein Fünftel der Gesamtauflage auf Gratiszeitungen. In Asien dagegen halte das "starke Wachstum" an: Vergangenes Jahr seien zwar nur ein Prozent mehr Zeitungen verkauft worden als im Jahr zuvor, über fünf Jahre sei der Vertrieb dort aber um 13 Prozent angestiegen. Auch Afrika hat demnach einen dynamischen Markt (plus 30 Prozent in fünf Jahren).

Erholung im Anzeigengeschäft

Auch das Anzeigengeschäft erhole sich gerade wieder, heißt es im Bericht des Weltzeitungsverbands. Während der Umsatz im vergangenen Jahr um 17 Prozent eingebrochen sei, sei für dieses Jahr ein Wachstum von 3,5 Prozent vorstellbar. Werbung in Printerzeugnissen sei immer noch wirkungsvoller als im Fernsehen oder im Internet. Mittlerweile entfallen 39 Prozent des Werbekuchens auf das Fernsehen, gefolgt von den Zeitungen (24 Prozent) und Internet (zwölf Prozent). Dem Verband zufolge gab es im vergangenen Jahr weltweit 12.447 Zeitungstitel, das seien 1,7 Prozent mehr als 2008.

Mit Jahreswechsel übernimmt Styria-Vorstand Horst Pirker die Präsidentschaft im Weltzeitungsverband. Kürzlich sagte Pirker in einem APA-Interview, dass er es mit einem diversen internationalen Feld zu tun bekommen wird: "Es gibt Länder, in denen die Zeitungen erheblich unter Druck stehen, wie die USA. Auf der anderen Seite stehen große, bedeutsame Länder, in denen die Zeitungen in einer erheblichen Aufwärtsentwicklung sind." Beispiele wären die ökonomischen Wachstumsgiganten Indien oder China. "Irgendwo dazwischen" sei der europäische Zeitungsmarkt, wobei die deutschsprachigen und skandinavischen Ländern besonders privilegiert seien. (APA/AFP)