Eindrucksvoll, wie konsequent ATV die Verlugnerisierung seiner Programme betreibt: Die Selbstentblößung von Protagonisten bis zur Schmerzgrenze betreibt der Sender querbeet - was eben so vor die Kamera kommt. Mit dem Baumeister begann es, dann kamen Familienaustausch und Abnehmwillige, schließlich Teenagermütter und ausgehwütige Jugendliche. Jetzt also Gottschalk.

Nach dem Opernball im Februar besuchte der Entertainer Dienstagabend Kärntens Quasistaatsereignis, das Beachvolleyballturnier am Wörthersee.

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Dass Gottschalk gewiss gute Voraussetzungen zum Lugnerismus hat, beweist er recht früh am Klagenfurter Flughafen, wo er sich behände auf den Boden warf und den Kärntner Boden küsste. Saukomisch, gell?

Und so weiter: Gottschalk nimmt die Pupperln in den Arm, posiert mit ihnen für die Kamera, lächelt versonnen, wenn die Publikumsmeute, beduselt vom Bier im Plastikbecher und aufgekratzt von Red-Bull-Überdosen, zum unseligen I Am From Austria mitgrölt. "Megastimmung!" , zappelt Organisator Hannes Jagerhofer. "Viele schöne, junge Frauen in Bikinis" , staunt der Gast und dokumentiert zwischen VIP-Lounge und Bootsfahrt am See, wie völlig irrelevant das Kernereignis in diesem Umfeld sein kann. Gottschalks Tag machte am Motorboot mit Otto Retzer "Supermodel" Larissa: Die schätzte den 60-Jährigen auf 40.

 

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Übertrumpft wurde das Schauspiel nur von Österreichs Justizministerin: "Wissen Sie, dass ich mit Ihnen schon verglichen worden bin wegen unserer Frisuren?" , krähte sie. ATV sollte sie auf die Liste nehmen: als künftige Kandidatin zur weiteren Vervollständigung des Lugnerismus-Komplexes. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 5.8.2010)

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