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Vom Vertrauten zum Phantom: Gerald Mikscha.

Foto: Reuters/Bader

Für einen, der das Unauffällige stets zum Auffälligen an seiner Person gemacht hat, ist Gerald Mikscha nur konsequent. Seit 2004 gilt der ehemalige persönliche Referent Jörg Haiders und spätere Kurzzeit-Geschäftsführer der FPÖ als verschwunden. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt. Einige sagen, er lebe in der Schweiz am Genfer See, andere hingegen glauben, er wohne in einer Hacienda im Umkreis von Asunción, der Hauptstadt Paraguays. Ab und zu werde er, ähnlich einem Phantom, auch in Klagenfurt gesichtet, wo seine Tochter leben soll.

Die Suche nach dem Mann, der von FPÖ-Parteimitgliedern als der "Schatten" Haiders bezeichnet wurde, dürfte nun intensiviert werden. Denn Mikscha gilt als einer der drei Zeichnungsberechtigten der angeblichen Haider-Konten in Liechtenstein und als Hauptverdächtiger bei der Suche nach den fehlenden Millionen. 2004 soll er sich mit 38 der kolportierten 45 Millionen Euro der Treuhandkonten abgesetzt haben.

Mikscha, geboren 1971, wurde 1994 Teil der "Buberlpartie", die Haider um sich geschart hatte. Als Karl-Heinz Grasser 1994 FP-Generalsekretär wird, avanciert Mikscha zu Haiders persönlichem Sekretär. Schnell entsteht zwischen den beiden Männern ein inniges Vertrauensverhältnis. Nach außen wirkt Mikscha bescheiden, fast schüchtern, er hält sich stets im Hintergrund. Innerhalb der Partei gilt er jedoch nicht als Jasager. Und entgegen seiner sonstigen Gewohnheit duldet Haider den Widerspruch des Mannes, den er einmal als sein "gutes Gewissen" bezeichnet hat.

1997 beginnt Mikscha ein Studium an der amerikanischen Privat-Wirtschaftsuniversität "Imadec" in Wien, macht dort die Bekanntschaft mit Saif Gaddafi, dem Sohn des libyschen Diktators. Eine Freundschaft, die sich finanziell für die FPÖ rentieren sollte. Regelmäßig soll Mikscha Kuverts entgegengenommen haben. 1999 zerstritt sich Haider im Zuge des Nationalratswahlkampfes mit einigen seiner Berater, und Mikscha stieg in der Rolle des Vertrauten weiter auf. Ein Zeichen dafür: der ungehinderte Zugriff auf das Vermögen der Partei und Haiders.

2000 zog sich der Tennisspieler und Marathonläufer aus der Politik zurück, vier Jahre später verschwand er - und mit ihm angeblich eine zweistellige Millionensumme. Haider soll 2006 und 2008 Boten nach Paraguay geschickt haben, um Mikscha nach Österreich zurückzuholen. Vergeblich. Sein "gutes Gewissen" kehrte nicht wieder.
(Saskia Jungnikl/DER STANDARD-Printausgabe, 3.8.2010)