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Washington - Heute, Dienstag, soll es so weit sein: BP will beginnen, das lecke Bohrloch im Golf von Mexiko endgültig zu versiegeln. Zwei Verfahren sollen das möglich machen: Static Kill und Bottom Kill.

  •  Static Kill: Durch die provisorische Abdichtung des Lochs wird Bohrflüssigkeit in das Bohrrohr gepumpt. Die Flüssigkeit hat etwa die doppelte Dichte von Wasser. Ist genug schwere Flüssigkeit in das Loch gepumpt, drückt sie das Öl hinunter. Es kann nicht mehr austreten, das Loch kann zuzementiert werden. Bis zu sieben Tage kann das dauern. Die Methode unterscheidet sich kaum von den bereits gescheiterten Top-Kill-Versuchen, nur der Zugang zum Loch ist nun dank der Kappe leichter. Eine Gefahr bei der Methode ist, dass das zurückgedrängte Öl in das umliegende Gestein ausweicht und dann aus mehreren Lecks austritt.
  •  Bottom Kill: Bereits seit Mai bohrt BP neue Löcher in Richtung des lecken Bohrrohrs (siehe Grafik), von zwei Seiten, falls eine Bohrung scheitert. Eine der beiden Bohrungen ist nun bis auf 30 Meter an das alte Bohrrohr herangekommen, Ende der Woche könnte es erreicht sein. Knapp über dem Öllager soll das Rohr dann angebohrt werden und durch die neue Bohrung ebenfalls schwere Bohrflüssigkeit in das Leck gepumpt werden. Das ausströmende Öl schwemmt diese Flüssigkeit so lange mit nach oben, bis die Flüssigkeitssäule schwer genug ist, das Öl nach unten zu drücken. Anschließend wird das Loch knapp über der Lagerstätte zuzementiert.

Gefunden wird das Rohr mit einem Magnetometer: Da das Rohr ausStahl ist und dieser magnetisch ist, kann die Nebenbohrung so zentimetergenau herangeführt werden. Die Methode ist allerdings zeitaufwendig: Da man nicht gleichzeitig bohren und das Magnetfeld messen kann, muss nach einigen Zentimetern Bohren das Bohrgestänge immer wieder entfernt und das Magnetometer ins Loch gelassen werden.

Bottom Kill zuverlässiger

"Bottom Kill ist die einzig zuverlässige und vernünftige Methode, so ein Leck zu schließen" , erklärt Herbert Hofstätter, Ölbohrexperte von der Montan-Uni Leoben. Die Methode sei vielfach erprobt und internationaler Standard zum Verschließen lecker Löcher. Das Zuzementieren knapp oberhalb der Lagerstätte sei auch das gängige Verfahren, erschöpfte Quellen zu versiegeln.

Schuld an dem Unglück war vielleicht die Zementierung des Bohrlochs (sh. Grafik): In porösem Gestein wird dafür Schaumzement verwendet, der sich perfekt den Hohlräumen anpasst. Aufgrund von Resten der Bohrlochspülung im Loch im Golf von Mexiko könnte er nicht oder unzureichend ausgeschäumt worden sein, sodass Öl durch die Zementierung in das Bohrloch strömen konnte. (tob, DER STANDARD Printausgabe, 3.8.2010)