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Das Geldgeschäft floriert wieder. Zwei der größten Geldinstitute Europas, die britische HSBC und Frankreichs BNP Paribas, trumpfen mit Milliardengewinnen auf - trotz schwächeren Investmentbankings.

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London/Wien - Die größte Bank Europas, die britische HSBC, hat die Aktienmärkte mit guten Zahlen in Euphorie versetzt. Das britische Institut verdoppelte seinen Profit vor Steuern im ersten Halbjahr auf 11,1 Milliarden Dollar (8,44 Mrd. Euro), mehr als von Analysten erwartet. Erstmals seit drei Jahren erwirtschaftete auch die Sparte in Nordamerika einen Überschuss. Die international ausgerichtete Bank hat aber 5,9 Mrd. Dollar Gewinn alleine in Asien und den übrigen Schwellenländern verdient.

Darüber hinaus profitierte HSBC auch von einer deutlichen Entspannung am Kreditmarkt. Die Belastungen durch faule Kredite sowie die neuen Rückstellungen sanken um mehr als sechs Milliarden auf 7,5 Mrd. Dollar. Finanzdirektor Douglas Flint rechnet mit einer weiteren Entspannung.

Auch BNP Paribas, das größte französische Geldinstitut, konnte die Investoren mit überraschend guten Quartalszahlen überzeugen. Der Gewinn nach Steuern stieg im ersten Halbjahr um 38,8 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode auf 4,4 Milliarden Euro. Getrieben waren auch hier die Profite von niedrigeren Risikovorsorgen, aber ebenso von gestiegener Aktivität im klassischen Bankenbereich, also bei Einlagen und Krediten. Das Investmentbanking hingegen hat bei beiden europäischen Banken im Zuge der Griechenland-Krise gelitten. Bei BNP Paribas sind die Umsätze im zweiten Quartal um mehr als ein Drittel gefallen, ähnlich bei HSBC. Die geringere Emissionstätigkeit am Anleihenmarkt hat zu dieser Abkühlung beigetragen.

Bankaktien profitieren

Insgesamt waren Investoren mit den Bankenergebnissen zufrieden, die Aktien des europäischen Bankensektors stiegen um mehr als 3,6 Prozent. Bereits seit Anfang Juli erfahren Finanzwerte einen Aufwärtsschub. Der europaweit durchgeführte Stresstest ließ sie im vergangenen Monat knapp 15 Prozent steigen. Investoren sehen den Sektor weiterhin positiv. So sehen die Analysten der japanischen Großbank Nomura weiterhin Steigerungspotential. Das Team um Jon Peace hebt besonders die positiven Effekte durch die Abschwächung des Bankenregulierungspaket Basel III hervor. Banken würde nun ein um bis zu 20 Prozent höherer Kapitalpuffer bleiben, da die Regeln für die Eigenkapitalhinterlegung etwas gelockert wurden.

Auf den Kapitalmärkten deutet sich damit ebenso eine Entspannung für europäische Banken an. In der vergangenen Woche haben etliche Geldinstitute frische Anleihen begeben und sich damit Geld geholt, so auch die beiden spanischen Institute BBVA und Santander. Diese konnten mit nur geringen Aufschlägen Anleihen platzieren. Hingegen mussten andere Banken, wie etwa Bankinter, die nur knapp den Stresstest bestehen konnten, höhere Zinsen für Kapital zahlen. Angel Cano, BBVA-Manager, sagte zur Financial Times, dass Investoren nach den Stresstests besser zwischen starken und schwachen Instituten unterscheiden könnten. Das bestätigt die Entwicklung auf einigen Geldmärkten, auf denen sich Banken untereinander Geld leihen. Dort sind die Zinsen als Folge des Tests gefallen.

Goldman unter der Lupe

In den USA prüft die Financial Crisis Inquiry Commission (FCIC) weiter den Quasi-Zusammenbruch des Versicherungsgiganten American International Group (AIG) und die Rolle der Investmentbank Goldman Sachs. Die US-Steuerzahler stützten AIG mit mehr als 150 Mrd. Dollar. Goldman Sachs war ein wichtiger Vertragspartner der Versicherung. Konkret hat Goldman Credit-Default Swaps, Kreditausfallversicherungen, an den Versicherer verkauft. Als die Basiswerte der Deals, komplexe Verbriefungen von US-Hypotheken, notleidend wurden, stellte Goldman Milliardenforderungen gegen AIG. Nun muss die Investmentbank der FCIC offenlegen, wie sie die fraglichen Kreditprodukte gepreist hat, um die Milliardenforderungen zu stellen, die den AIG-Zusammenbruch beschleunigten. (Lukas Sustala, DER STANDARD, Printausgabe, 3.8.2010)