Josef Pillhofer 2008 in seinem Atelier mit einer Gipsbüste seiner Mutter, die ihm einst die Kunst nahebrachte.

Foto: Renate Sudy

Wien - "Schau dir den Picasso an" , pflegte Fritz Wotruba zum jungen Josef Pillhofer zu sagen. Und Pillhofer, von seinem Lehrer an der Akademie (1947 bis 1950) in Richtung Kubismus geleitet, schaute: 1950 besah er in Paris bei einem einjährigen Stipendienaufenthalt auch einige Originale und - sogar den Meister selbst: "Sehr beeindruckend war es, Pablo Picasso zu sehen. Ich besuchte die Galerie Kahnweiler, als eine Limousine vorfuhr und jemand in einem gestreiften Leiberl ausstieg."

Der zu den wichtigsten österreichischen Bildhauern der Nachkriegszeit zählende Künstler sah in seiner Pariser Zeit einen der wichtigsten Abschnitte seines Lebens. Dort studierte er an der Akademie de la Grand Chaumière bei Ossip Zadkine, einem der damals führenden Kubisten, lernte Künstler wie Constantin Brancusi, Henri Laurens oder Alberto Giacometti kennen und schloss enge Freundschaft mit Dichter Paul Celan und Schriftstellerin Ingeborg Bachmann.

Reduziert auf das Einfachste

Während Zadkine den Kubismus dynamisch-expressiv interpretierte und Wotruba für eine sehr archaische Form stand, interessierte Pillhofer mehr das Analytische, wie er es bei Henri Laurens kennengelernt hatte. Über Monate hinweg beurteilte dieser Pillhofers Zeichnungen (sein wesentliches Instrumentarium zur Aufschlüsselung der Figur), gab wichtige Impulse. Nur zu gerne erinnerte sich Pillhofer also an eine Ausstellung im Belvedere 2007, die eigene Arbeiten in direkter Nachbarschaft mit jenen seines großen Vorbilds zeigte. Pillhofers abstraktes bildhauerisches Schaffen ging sehr stark von der menschlichen Figur aus. Er reduzierte sie konsequent, um zu einfachsten geometrischen Elementen zu kommen. Auch ein Blick in sein Atelier, das Bronzeköpfe, Werke in Holz und Stein aus allen Schaffensphasen, Wirklichkeitsnahes und stark Abstrahiertes dicht beieinander versammelt, verdeutlicht seine Art, sich mit den Grundprinzipien des Kubismus auseinanderzusetzen.

Josef Pillhofer wurde 1921 in ein künstlerisches Elternhaus geboren: Der Vater, ein Bahnbeamter, spielte sechs Instrumente, die Mutter malte und nahm Pillhofer als Teenager zu ersten Ausstellungen mit. Auch ein Buch über Wilhelm Lehmbruck beeindruckte Pillhofer, der zunächst Zimmermann werden wollte. Er absolvierte dann aber doch die Grazer Kunstgewerbeschule, bevor er ab 1947 an der Akademie der bildenden Künste Bildhauerei studierte.

Zweimal, 1954 und 1956, nahm Josef Pillhofer, der 1968 u. a. den Österreichischen Staatspreis erhielt, an der Biennale in Venedig teil. Von 1954 bis 1986 unterrichtete er - zunächst an der Wiener Akademie, später auch an der Grazer Uni.

Sein letztes großes Projekt realisierte Pillhofer für den Sammler Herbert W. Liaunig in Neuhaus/Suha: Vor dem Museumsneubau in Kärnten breitet sich mit gut sechs Metern Höhe und acht Metern Breite seine Stahlskulptur Raumentfaltung (1956/2008) aus. Für Februar 2011 ist im Künstlerhaus eine große Personale zu seinem Werk geplant.

Josef Pillhofer starb am 30. Juli 89-jährig in Wien. Er hinterlässt eine Frau und vier Kinder. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD/Printausgabe, 03.082010)