Zur Speisekarte des Raschhofer Rossbräus

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Geheimnis ist es ja schon lange keines mehr. Brauereien und ihre ausgelagerten Stätten des Biergenusses, die vielen Brauhäuser und sogenannten Bräu-Lokale, nehmen es mit Sexismus nicht so genau. Warum sollten sie auch? Die Werbung mit Dirndlbusen und anderen Dekolletés, die tief blicken lassen, erweist sich genauso erfolgreich wie jene mit knackigen Hintern in kurzen Lederhosen. Weiblichen Hintern versteht sich. Und da dieses Konzept bislang immer noch aufgegangen ist, liegt es doch nur nahe, es auszuweiten.

Wie dieStandard.at bereits vergangene Woche berichtete, ist dieser Ausweitung Raschhofer Rossbräu auf seiner Speisekarte nachgekommen und hat die Busen-Po-Schiene um ein weiteres Aufmerksamkeit trächtiges Merkmal ergänzt und zugleich durch sprachliche Assoziationsketten versucht, die "Sinnlichkeit" - im doppelten Wortsinn - zu verstärken. Der Geschmack des Bieres - oder wie in diesem Fall der Schweinsstelzen mit Knödel - könnte auf diese Weise noch vor der tatsächlichen Konsumation die dafür zuständigen Papillen auf das Erlebnis einstimmen und den Speichelfluss in Gang setzen. Die Zielgruppe der Konsumierenden also dazu bringen, diesen Konsum auf jeden Fall zu wollen, ihn herbei zu sehnen.

Und da diese Zielgruppe eines Bräu zwar logischerweise nicht rein männlich definiert sein kann, doch schon alleine aufgrund der Tradition einer zutiefst männlichen Kultur angehörig ist, in der auch Frauen, die sich darin tummeln, nicht zimperlich sein dürfen, finden oben angeführte Assoziationsketten Beifall. Es sei doch "wirklich lustig", wenn Raschhofer Rossbräu in Salzburg auf seiner Speisekarte schreibt: "Hoass und knusprig und mit fesche Knedl" und ein Bild mit Frauen in Shorts dazustellt.

Feministinnen sollten "nicht immer alles so bierernst nehmen", versuchte Marlene Wörnd, Sprecherin der Jungen ÖVP Salzburg die Sexismus-Vorwürfe der "Bad Girls", einer Gruppe junger Frauen der Juso Salzburg, mit Niki Solarz an der Spitze, zu verharmlosen. Doch so leicht wollen es die sozialistischen Salzburgerinnen weder der JVP noch dem Unternehmen Raschhofer machen. Sie lassen sich sicher nicht davon abhalten, sexistische Werbung öffentlich anzuprangern. Und genau das werden auch wir weiterhin tun. Die heutige Zitrone ergeht an Raschhofer Rossbräu und Marlene Wörnd zu gleichen Teilen.
(Dagmar Buchta/dieStandard.at, 03.08.2010)