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Er sollte die Kärntner Hypo als mediales Zugpferd an die Börse begleiten: Hypo-Berater Gerhard Berger.

Foto: Reuters/Balogh

Wien - Die Kärntner Hypo Group Alpe Adria hat im Lauf der Jahre viele Berater, Lobbyisten und PR-Strategen beschäftigt - wie viele, und zu welchen Bedingungen, das erhellt sich nun bei der Vergangenheitsbewältigung. Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer hat die Bank nach seinem Ausscheiden aus der NÖ Arbeiterkammer als Sub-Auftragnehmer von Anwalt Leopold Specht beraten und dafür 60.000Euro bekommen (siehe Artikel unten). Ex-Hypo-Chef Tilo Berlin hatte Werner Schmidt als Berater entriert, sich selbst dann vom nicht unumstrittenen deutschen PR-Strategen Norbert Essing profilieren lassen. Dessen Vertrag wurde erst vor kurzem aufgelöst.

Andere gutbezahlte Berater

Essings Motto - "Mich gibt es gar nicht" - passt auch auf andere gutbezahlte Berater. Auf Heinz Lederer etwa, der unter Bundeskanzler Viktor Klima Kommunikationschef der SPÖ war, und danach, 2001, kurz im Vorstand der glücklosen Libro-Internettochter Lion.cc werkte. Seit 2005 führt er eine eigene PR-Agentur. Kulterer habe ihn als Berater geholt, erzählt Lederer heute, seine Aufgabe seien "Pressearbeit" und "Journalistenkontakte" gewesen. Warum er dabei nicht sehr aufgefallen ist? Lederer: "Ich führte Hintergrundgespräche." Die Höhe seiner quartalsmäßig abgerechneten Fixgage verrät der Kommunikator nicht; angeblich lag sie bei 20.000 Euro je Quartal. Noch Ende 2009, nach Berlins Abgang aus der Hypo, beriet Lederer Berlin - sein Vertrag sei aber mit der Hypo-Marketing und Advertising GmbH (HMA) geschlossen, wie er sagt. Dieser Kontrakt wird gerade aufgelöst.

Auch Ex-Formel-1-Rennfahrer Gerhard Berger wurde von der Bank beschäftigt. Kulterer hat ihn Ende 2005 geholt, mit einem Vertrag für drei Jahre. Berger sollte die Bank als Werbe-Zugpferd "an die Börse begleiten" , wie er einmal sagte; gebraucht wurden seine PS laut Bankern aber nur ein Mal: 2007, bei der Eröffnung der Hypo-Niederlassung in Innsbruck. Der Traum vom Börsengang platzte ja nach Aufkommen der Spekulationsverluste 2006; Bergers Vertrag freilich, der ihm über die Jahre angeblich eine Million Euro bringen hätte sollen, lief weiter.

Nichte leitete Marketing

Erst nach Kulterers Abgang aus dem Bankvorstand im Herbst 2006, als die Marketingbudgets durchforstet und gekürzt wurden, fiel dieser Vertrag wieder jemandem auf. Kulterer wurde losgeschickt, Bergers Vertrag zu lösen, "ein Großteil der für Berger vorgesehenen Zahlungen ist daher nie schlagend geworden" , versichert ein ehemaliger Banker.

Die meisten Beraterverträge liefen über die 100-prozentige Hypo-Marketingtochter HMA, die auch für die aufwändigen Einladungen der Hypo- und Tilo-Berlin-Kunden zu diversen schicken Events wie Hahnenkamm-Rennen zuständig war. Und dort blieb alles in der Familie. Die GmbH hatte zwei Geschäftsführerinnen, eine war die Ex-Sprecherin der Bank, eine Kulterers Nichte. Sie verließ die Gesellschaft im April 2009, in der Bank ist das Naheverhältnis der Marketing-Chefin zum Bankchef weitestgehend unbekannt. (Renate Graber, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 30.7.2010)