Dauerbrenner im Bezirk ist die geplante Parkgarage unter dem Gymnasium Geblergasse. Auch Prominente wehren sich dagegen.

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Bezirksvorsteherin Ilse Pfeffer (SPÖ) hat ihre politischen Mitstreiter bei der letzten Wien-Wahl hinter sich gelassen und nach wie vor einen komfortablen Polster auf die ÖVP.

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Fußball am Dach: Wo ansonsten nur im Winter eisgelaufen wird, läuft man seit diesem Sommer auch dem Ball nach.

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Auch das ist Hernals. Blick vom Schafberg über Wien.

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Manner mag man eben. Besonders im 17. Bezirk, wo die Mannerwafferl hergestellt werden.

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"Ich war acht Jahre alt. Ich wohnte in Hernals. Hernals ist ein Bezirk von Wien." Christine Nöstlinger - selbst im 17. Bezirk aufgewachsen - wählte ihre eigene Heimat als Schauplatz für den Jugendroman "Maikäfer flieg". Sie erzählt darin die Geschichte des Mädchens Christel im Wien der Nachkriegszeit und zeichnet ihr autobiographisches Bild des damaligen Bezirklebens. Bombenangriffe sind alltäglich, Freundschaften mit den russischen Besatzern schon weniger. Das war 1945.

Bezirk der Gegensätze

Damals wie heute ist Hernals sowohl ein "Arbeiterbezirk" mit Gemeindebauten, als auch eine beinahe dörflich anmutende Wohngegend für die Wohlbetuchten, die sich am Fuße des Schafbergs in Wald- und Wiesen-Nähe angesiedelt haben. Derzeit leben rund 52.000 Menschen im 17. Bezirk, der sich in die drei Teile Hernals, Dornbach und Neuwaldegg gliedert, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Einerseits das beschauliche Neuwaldegg und Dornbach mit Weinbergen, Privatbad und Wanderwegen. Andererseits das geschäftige Hernals, mit Manner-Fabrik (inklusive dem Geruch von kakaohaltiger Fettglasur), Jörgerbad und Gürtel in der Nähe.

Der durchschnittliche Hernalser ist knappe 40 Jahre alt. Auch sonst spiegelt der Bezirk bei den demographischen Daten vieles vom allgemeinen Wiener Durchschnitt wider. Der Ausländeranteil der Ansässigen liegt bei rund 25,9 Prozent höher als in den meisten anderen Bezirken.

Rote Hochburg

Politisch konnte die SPÖ hier ihre Dominanz mit einigen Auf und Abs über die Jahre weitgehend halten. Im Jahr 2005 konnte man nach der Wahlschlappe im Jahr 1996 (nur 33 Prozent), wieder beachtliche 41 Prozent der Wählerstimmen erreichen. Den Posten des Bezirksvorstehers konnte die SPÖ seit 1945 in ihrer Hand behalten, derzeit führt Ilse Pfeffer das Regiment im Bezirk. Die drei anderen Parteien matchen sich mit großem Abstand dahinter um Platz zwei. Die ÖVP liegt bei 21,8 Prozent, die Grünen konnten 2005 mit 18,4 Prozent ordentlich aufholen, die FPÖ verlor hingegen einige Mandate und liegt nun nur mehr bei 14,6 Prozent.

Politisch geäußert haben sich die Hernalser zuletzt bei der Wiener Volksbefragung und fielen dabei unter anderen Bezirken insbesondere dadurch auf, dass sich keine Mehrheit für eine Nacht-U-Bahn fand. Nur 46,38 Prozent waren für eine Ausweitung der Fahrzeiten. Möglicher banaler Grund dafür: in Hernals fährt (Ausnahme Alser Straße am Gürtel) keine U-Bahn.

Streitpunkt Parkgarage Geblergasse

Verkehrstechnisch gehen im Bezirk aber in anderen Belangen die Emotionen hoch. Die Bezirksvertretung hat sich mit ihren eigenen Bewohnern angelegt, weil unter der AHS Geblergasse eine Parkgarage errichtet werden soll.  Eine eigene Bürgerinitiative - initiiert von Schülern und Eltern -  hat es sich deshalb im vergangenen Jahr zur Aufgabe gemacht diese Pläne zu durchkreuzen. 2000 Unterschriften wurden gesammelt und Demonstrationen abgehalten. Auch prominente Unterstützer wie Roland Düringer oder Andy Baum - einst selbst Schüler der AHS Geblergasse - artikulierten ihren Unmut darüber, dass der Schulhof und Bäume abgerissen werden sollen.

Trotzdem hat die ÖVP mit Stimmen der SPÖ diesen Juni nun die Flächenumwidmung durchsetzen können. Einspruch kam von den Grünen, die eine BürgerInnenbefragung fordern. Ihr Lösungsansatz: Teile von Hernals zur Kurzparkzone zu machen, damit Pendlerparkplätze für Anrainer frei werden.

Beim Fußballtraining verhaftet, anschließend abgeschoben

Für nationale Aufregung sorgte im Mai dieses Jahres auch die Abschiebung zweier Nigerianer, die während des Fußballtrainings in Hernals festgenommen wurden. Sie hatten beim Verein "FC Sans Papiers", der für Asylwerber initiiert wurde und beim Wiener Sportclub trainiert, gespielt. In Folge der Verhaftung hatten spontan rund 250 Demonstranten am Hernalser Gürtel gegen die Überstellung eines der Männer vom Polizeianhaltezentrum Hernals ins Polizeianhaltezentrum Roßauer Lände protestiert. Die Versammlung am Gürtel wurde von der Exekutive aufgelöst, 42 Personen wurden dabei vorläufig festgenommen. (edt/derStandard.at, 05.08.2010)