Nicht allzu hoch, aber schon eine Aussicht...

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..., jedenfalls auf Leber, Tatar und Kalbsrücken: Grubers Wirtschaus, zu finden unter www.gruberswirtshaus.at

 

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Mozarella, geschmolzen auf Paradeiser und Paprika, für Vegetarier, bei Grubers Wirtshaus wie die übrigen Bilder, beim Pfarrwirt hatte ich keine Kamera mit, sorry

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Kalbsrückentatar, mit Garnelen, eher nichts für Vegetarier

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Leber, geröstet, sehr anständig,

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Kalbsrücken, ziemlich reichlich, ziemlich gut

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Und das ist die Vanillesauce an der Wand von Grubers Schanigarten

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Man muss nicht gleich in den Gmoakeller gehen, um sich antizyklisch zu ernähren. Antizyklisch heißt jetzt nicht, wider alle konjunkturelle Klammheit im Steirereck die Kuh fliegen zu lassen. Sondern: unsommerliche Kost. Schmecks ist trotz gelegentlicher Ausflüge ins Gemüsebeet und an den Kalter ohnehin kein Hort der leichten Küche. Und bevor jetzt noch die vierte Verneinung im ersten Absatz landen kann: zu Tisch!

Tatatatar!

Einmal im Jahr gehe ich mit Herrn Brenner essen, der erst unlängst den Gmoakeller all jenen empfohlen hat, die auch Bullenhitze nicht von der Kraftnahrung abhält, ja er riet gar zu Hirn und Niere als Antihitzerezept. Mir schlägt er den Pfarrwirt vor, zum Glück, wobei, im Keller war ich noch nicht. Aber: Döbling ist, bei gefühlten 50 Grad in der City, eine schöne Perspektive von zirka 40 Grad, aber dafür mit deutlich mehr Gelsen. Willkommene Abwechslung also.

Ich kann nicht am Beef Tatare vorbei, wirklich ein erfreuliches Exemplar seiner Art. Und schon gar nicht an der Kalbsleber, die hier gebacken, glaciert und geröstet angeboten wird, wie sich das für einen Wirt gehört. Herr Brenner kommt zu spät, fragt mich, was ich esse, und sagt: Das ess ich auch! Kann ich verstehen.

Herrn Brenners Leber

Das kann mich natürlich nicht von meiner Bestellung abhalten, sonst hätte ich womöglich Herrn Brenners Leber mit einer Flasche Gemischten Satz vom schmidkonzerneigenen Mayer am Pfarrplatz verspeist, und sowas überlasse ich lieber Hannibal Lecter. Egal, ich hatte ja eine eigene.

Geröstet gehört die Leber, halt bitte nicht mit Erdäpfelpüree, sondern Petersilkartoffeln. Ich neige ja nicht zu Superlativen, aber die beim Pfarrwirt war die zarteste, gschmackigste, ja beste Leber meines Lebens, jedenfalls mit allergrößter Wahrscheinlichkeit. Und deshalb wird's jetzt schwierig, wenn nicht gar ungerecht.

Vanillesauce an der Wand

Damit hier doch noch ein Lokal vorkommt, das jedenfalls ich vorher noch nicht kannte: Vergleichstest, Tatar und Leber! In Grubers Wirtshaus (eigentlich Gruber's Wirtshaus) in Stockerau. Kühler (dank Au) der Garten, aber etwas lauter (dank Straße), erhöht, aber nicht "zur schönen Aussicht" wie früher der Pfarrwirt, unter Ahorn und einer Rathauswand, an der dicke Vanillesauce herunterrinnt (fehlt im Pfarrwirtgarten). Keine Sorge, keine Hitze-Halluzination, nur dicker Verputz und gelbe Farbe über freigelegtem Mauerwerk.

Tatar gibts hier vom Kalbsrücken, mit Riesenkaper und marinierten Gambas, sehr limonig, sehr würzig, halt ganz anders als in Döbling, aber auch sehr schön. Die Frau an meiner Seite nimmt, nicht ganz überraschend bei zwei möglichen Gerichten ohne Fleisch und Fisch, lauwarme Büffelmozzarella auf Paradeiser-Paprika-Chutney, auch ganz fein.

"Vom Wirt gekocht"

In der Speisekarte, die mich optisch doch ein bisschen an den Floh erinnert, hat es mir vor allem eine Rubrik angetan: Nach noch recht traditionellen "Vorspeisen" und "Suppen", dann "Frischen Fischen" und "Schmankerl" und "Victor Victoria" (Sommerbühne Stockerau) sowie "Gruber's Rindfleisch im Kupfertopf" ("leicht und gesund") sowie "Leicht und nahrhaft" kommt "Vom Wirt gekocht". Ich übergehe die Frage, ob für den Rest der Lehrling zuständig ist oder der Profikoch, und bestelle die geröstete Leber mit Petersilkartoffeln. Ich vermute gewohnt dilettantisch Schwein als Spender, aber gewohnt dilettantisch kann ich mich täuschen. Auch sehr gut, aber mit der Döblinger Leber kann sie nicht mithalten.

Dafür isst in Stockerau am Nebentisch ein Manager eines europäischen Fernsehkonzerns im Kreis von Sportsfreunden und Familie. Der Pfarrwirt indes bot in dieser Kategorie einen österreichischen Massenblattverleger mit ebenfalls österreichischer, auch mediennaher Damenbegleitung.

Brenner light

Und Herr Brenner? Wählte zum Hauptgang Saibling (mit Gurkensalat statt Erdäpfeln), und wenn mich nicht alles täuscht, davor auch noch Mozzarella, aber da bin ich wirklich nicht mehr sicher, so erstaunt war ich. Kraftnahrung predigen und Lightküche mapfen. Er murmelte etwas von Sport und fünf Kilo zuviel auf den Rippen. Und deshalb lässt er diese Leber aus?

Beuschel ging nicht mehr

PS: Ich hoffe, der Wirt von Grubers Wirtshaus, vermutlich also Herr Gruber, kocht noch einmal für mich. Tatar und Leber haben mir schon gut gefallen, ebenso der Kalbsrücken auf Petersilien-Kohlrabi-Gemüse mit Steinpilzen und gebratenen Gnocchi. Und die Frau an meiner Seite bewältigte eine (vermutlich ganze) Putenbrust in voller Panier, und wirkte damit ausgesprochen zufrieden, wenn auch mengenmäßig etwas überfordert. Und: Das Rieslingbeuschel hab ich nicht mehr geschafft. Noch ein Grund für den nächsten Besuch.

PPS: Beim Pfarrwirt lautete die Rechnung auf 106 Euro, bei Gruber auf 82,50.