15 Jahre Bauzeit: Das ist in der Autobranche eine halbe Ewigkeit. Erstaunlich gut verkauft hat sich der Sharan dennoch bis zuletzt. Nun ist der Neue endlich startbereit. Praktischer denn je und - nun ja: zurückhaltend designt

Weiland, als das Universum nach dem Urknall in die konstruktive Phase trat, lagen die Galaxien noch dicht beisammen. Heute, 13,7 Milliarden Jahre nach dem Initialrummser, tut man sich schon schwerer, Nachbargalaxien freien Auges zu entdecken.

Foto: Werk

Uns gelang dies nach 15 Jahren intensiver Beobachtung: Denn der Galaxy (Ford) kriegt einen Nachbarn. Sharan (VW). Ursprünglich lagen sie so nahe beieinander, dass sie in Portugal vom selben Band liefen - Kooperation nennt man das.

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Seit 2006 drifteten die beiden Typen aus dem Sternbild Großer Wagen, die für tiefen Raum garantieren, auseinander, wohl auch wegen der rasanten Expansion des Wolfsburg-Universums.

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Damals präsentierte Ford den zweiten Galaxy als Eigenentwicklung, inklusive "Sport"-Version S-Max: äußerst gelungene Fahrzeuge auf Basis der Mondeo-Architektur, die speziell im Fahrkapitel bei Minivans ganz neue Maßstäbe setzten.

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Nun also ist die neue Nachbargalaxie entdeckt, mit freiem Auge soeben zwischen München und Tegernsee, und VW hat sichtlich Maß genommen am einstigen Zwilling. Beispielsweise bedient sich der Sharan nun der technischen Grundlage des Passat.

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Auch bei den Abmessungen orientiert man sich am Ford und sucht den in entscheidenden Kriterien zu toppen. Vier Türen beim Gegner? Da bauen wir doch zwei praktische Schiebetüren ein. Bis zu sieben Sitze, die in den Reihen zwei und drei mit wenigen Handgriffen plan versenkbar sind? Klar doch.

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Bei den Abmessungen wächst der Sharan über sich hinaus. Um 22 cm. Auf 4,85 m. Damit überragt er den Galaxy um drei Zentimeter. Auch beim Kofferraum liegen die beiden auf Augenhöhe: 267 bis 2430 l Gepäck finden im Sharan Platz (Galaxy: 308-2325 l), Minimalwert beim 5-Sitzer: 885 Liter.

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Unterschiedliche Ansätze indes im Fahrkapitel. Anders als Ford - Kernkompetenz: Dynamik - setzt VW straff auf Komfort. Das Ding rollt so geschmeidig ab, wie man das vom Passat gewohnt ist, und die Lenkung lässt den Wagen auch nicht gleich um die Ecke fahren, wenn man den ersten Zentimeter eingelenkt hat. Enorm gewonnen hat der Sharan im Wertigkeitskapitel.

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Da liegen Welten zwischen alt und neu. Technisch, logisch, ist der Van ebenfalls auf neuestem Stand, auch die jüngste Version der Einparkhilfe, die jetzt schon beim Längs- und Querparken behilflich ist, ist erhältlich, gegen Aufpreis, versteht sich.

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Die zwei ab Marktstart verfügbaren Motoren (1,4 TSI mit 150 PS, 2,0 TDI mit 140 PS, Letzterer auch mit 6-Gang-DSG) lassen den Sharan auch im Verbrauchskapitel punkten: 5,5 l/100 genehmigt sich der Diesel normtestzyklisch, toll, wenngleich das Temperament nicht überschäumend wirkt, ganz anders als beim Benziner.

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Design? Nach aktueller Art des Hauses. Ehrlich, gradlinig. Offenbar hat Chefdesigner Walter de' Silva einen ganzen Schwung Lineale an seine Mitarbeiter verteilt.

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Vermutlich ist das Styling genau auf die Zielgruppe zugeschnitten, aber ein bisserl langweilig wirkt er schon, il nuovo Sharan, gelle? Lange (warten auf den Neuen) kommt eben vor Weile (und man verweilt gern in diesem Auto).

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Und nun widmen wir uns wieder dem Firmament. Vielleicht entdecken wir im tiefen Raum ja bald eine Supernova. Die würden wir dann Alhambra nennen. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/09.07.2010)

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