Es begann vielversprechend: Die Eröffnungsrednerin, Innenministerin Fekter, hatte an diesem, ihrem Amtsjubiläumstag, doch keine Zeit gefunden und so hatte der OECD-Migrationsexperte mehr Zeit seine Thesen und Studienergebnisse darzulegen: Bildungs- und Berufsintegration sind das A und O einer erfolgreiche Partizipation der MigrantInnen und ihrer Kinder. Gehemmt wird diese aber oft durch sozial undurchlässige Bildungssysteme und versteckte Rassismen am Arbeitsmarkt. Die Belege kamen aus international angelegten OECD-Studien. Soweit, so informativ, aber leider mit wenig Österreich-Bezug. Dieser sollte in der anschließenden Diskussion hergestellt werden, die laut Programm hinterfragen wollte, ob die sogenannte zweite Generation fit für die Zukunft ist.

Was tatsächlich folgte, war eine Reihe von unqualifizierten Statements der PodiumsteilnehmerInnen, teilweise durch verstörende Fragen der Diskussionsleiterin "provoziert": "Soll man integrationsunwillige Eltern bestrafen?" Der kreative Vorschlag kam prompt: "Wie wäre es mit einem Test für Vorschulkinder. Bei unzureichenden Deutschkenntnissen wird Förderuntericht vorgeschrieben. Wird dieser verweigert, streicht man einfach die Familienbeihilfe." Welche Assoziationen dieser Vorschlag beim Publikum auslöste, konnte man an dem ungläubigen Raunen erahnen.

Der Rest der Diskussion bewegte sich auf ähnlichem Niveau: Das eigentliche Thema wurde nicht mal angerissen. Wobei vielleicht doch. Denn irgendwann kam auch die "Erfolgsgeschichte", verpackt im "privaten Bekenntnis" einer Diskutantin, die nach eigenen Angaben im Vorschulalter, ohne Sprachkenntnisse, nach Österreich kam, aber nach dem Abschluss des Lycee Francais de Vienne "keine Integrationsschwierigkeiten" hatte. Und als man glauben konnte, weiter am Thema vorbei kann man doch gar nicht schießen, kam das Unvermeidliche: "Verhindert der Islam die Integration?", lautete einer der letzen Fragen an das sichtlich überforderte Podium.

Wie gut oder schlecht es der Zweiten Generation geht, hat man nicht erfahren. Auch weitere wichtige "wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Fragen", die in der Einladung angekündigt waren, wurden nicht gestellt: "Woran liegt es, dass die Aufstiegschancen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund begrenzt sind und wie lassen sich ihre Bildungs- und Berufschancen verbessern?" Auf diese konstruktive Diskussionsanregung wartete das Publikum vergeblich.

Was bleibt, ist der bittere Beigeschmack einer vergebenen Chance, im hochoffiziellen Rahmen, mit einem der besten seines Faches über ein Thema zu diskutieren, das für Österreich angesichts demographischer und bildungspolitischer Entwicklungen kaum wichtiger sein könnte. Diese misslungene Veranstaltung kann exemplarisch für die gesamte Integrationsdebatte in Österreich stehen. Falsche Fragen, die, die vermeintlich ethnischen und kulturellen Ursachen entlarven wollen, verhindern die konstruktiven Lösungsansätze eines sozialen Problems. (Olivera Stajić, 5. Juli 2010)