Bild nicht mehr verfügbar.

"Meine Kandidatur ist kein Presse-Gag. Die Politik ist ein Bereich, in dem ich mich in Zukunft sehe."

. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH

"Meine Schwester hat nie für die SPÖ kandidiert, wird nie für die SPÖ kandidieren."

Foto: standard/cremer

Bild nicht mehr verfügbar.

"Wenn sich Politiker oft als Hobbysportler probieren, dann sollen sich Profi-Sportler auch als Politiker probieren dürfen."

Foto: AP/Hans Punz

Die Wiener ÖVP-Chefin Christine Marek spielte bei der Präsentation ihres prominenten Kandidaten für die Wien-Wahl nur die zweite Geige. Die Kamera-Teams stürzten sich bei der Pressekonferenz am Wiener Badeschiff lieber auf Dinko Jukić, den Schwimm-Star, der als Spitzenkandidat der ÖVP-Meidling der Partei Stimmen von Sportlern und aus der kroatischen Community bringen soll. Vor dem Pool posierend beantwortete Jukić geduldig die Fragen der Journalisten.

Er sparte dabei nicht mit Kritik an der SPÖ: "Als Spitzensportler wurden mir in Wien überall Steine in den Weg gelegt." Die Stadt betreibe Fehlinvestitionen, Sportstätten würden falsch finanziert, so Jukić. Gerüchte, dass seine Schwester für die SPÖ Politik machen könnte, räumte er aus: "Meine Schwester hat nie für die SPÖ kandidiert, wird nie für die SPÖ kandidieren."

Warum im Wiener Gemeinderat mehr Personen mit Migrationshintergrund vertreten sein sollten, und weshalb sein Antritt bei der Wien-Wahl kein "Presse-Gag" ist, sagte er zu derStandard.at.

****

derStandard.at: Sie kandidieren für die ÖVP. Haben auch andere Parteien bei Ihnen angeklopft, mit dem Versuch Sie als Politiker zu gewinnen?

Jukić: Nein, es ist sonst keiner an mich herangetreten. Ich weiß nicht, ob das richtig ist. Dass die Wiener SPÖ nur ein Familienbetrieb ist, glaube ich nicht. Aber ich bin jedenfalls dankbar, dass Christine Marek das Vorhaben mit mir teilt. Ich hoffe, dass ich bei der Oktober-Wahl ein gutes Ergebnis erreiche. 

derStandard.at: Was gefällt Ihnen denn so gut an der ÖVP?

Jukić: Ich kann mich mit den menschlichen Werten der ÖVP total identifizieren. Ich bin nach Österreich gekommen und habe versucht, mich in Österreich zu integrieren und das ist mir ganz gut gelungen. Die ÖVP unterstützte das. Das war nicht nur in letzter Zeit, sondern auch von Anfang an deutlich zu spüren. Ich habe in der ÖVP direkt, von der Wirtschaftskammer schon seit mehreren Jahren die Unterstützung und bin wirklich froh, dass wir das auf eine gemeinsame Zusammenarbeit ausbauen konnten.

derStandard.at: Sport und Politik - Wo sehen Sie da Parallelen?

Jukić: Derzeit gibt es nur Parallelen von ÖVP-Politik und Sport. Bei der ÖVP zählt Leistung und auch beim Sport zählt Leistung. Wenn ich jeden Tag trainiere, kann ich mir ein gutes Ergebnis erwarten. Ich bin einer, der aktiv mitarbeiten will, der sich aktiv für die Bevölkerung einsetzen will. Ich möchte nicht nur Teil eines prominenten Teams sein.

derStandard.at: Sportler als Politiker waren noch nie sonderlich erfolgreich. Wie wollen Sie das schaffen?

Jukić: Meine Kandidatur ist kein Presse-Gag. Die Politik ist ein Bereich, in dem ich mich in Zukunft sehe. In Österreich waren Sportler in der Politik noch nie erfolgreich, aber es gibt Beispiele aus anderen Ländern. Wenn sich Politiker oft als Hobbysportler probieren, dann sollen sich Profi-Sportler auch als Politiker probieren dürfen.

derStandard.at: Haben Sie irgendwelche Vorbilder?

Jukić: Meine Vorbilder in Österreich sind Josef Pröll und Erwin Pröll. Zu beiden habe ich sehr guten Kontakt und da werden wir darauf aufbauen können. 

derStandard.at: In Österreich spielen derzeit noch sehr wenige Personen mit Migrationshintergrund eine Rolle in der Politik. Was sagen Sie zum Beispiel dazu, dass es im Nationalrat nur eine Person mit Migrationshintergrund sitzt?

Jukić: Auch im Wiener Gemeinderat brauchen wir mehr Leute mit Migrationshintergrund. Dafür werde ich mich einsetzen. Ich will versuchen, langsam die Vielfalt der österreichischen Bevölkerung in Wien auch in den Gemeinderat hineinzubringen.

derStandard.at: Ihr Schwerpunkt wird im Wahlkampf der Sport sein. Wie wichtig wird das Thema Migration sein?

Jukić: Migration und Sport sind die zwei großen Bereiche, für die ich mich einsetzen werde. Ich werde viel in Meidling als Spitzenkandidat unterwegs sein, aber auch mit Christine Marek in ganz Wien.

derStandard.at: Bei Ihrer Schwester Mirna Jukic gab es Gerüchte, dass sie bei der Wiener SPÖ kandidiert. Wird es zu einem Geschwisterduell kommen?

Jukić: Es ist bekannt, dass sich die SPÖ gerne mit fremden Federn schmückt. Meine Schwester hat nie für die SPÖ kandidiert, wird nie für die SPÖ kandidieren. Wenn die SPÖ das Gerücht streut - ich weiß nicht, was sie damit erreichen will. Ob sie die Familie auseinander bringen will? Das wird Ihr nicht gelingen. Meine Schwester, mein Vater und meine Mutter stehen voll hinter meinem Vorhaben und unterstützen es, soweit es geht. (rwh, derStandard.at, 5.7.2010)