"Was lange gärt, wird endlich Wut", sagte eine Besucherin der Demonstration für ein würdiges Menschenrecht und den Verbleib der kosovarischen Familie Zogaj in Österreich. Am Donnerstagabend folgten etwa 10.000 Demonstranten dem Aufruf eines prominent besetzten Personenkommittees, in dem sich unter anderen Stefan Ruzowitzky, Karl Markovics und Robert Palfrader befanden. Das Motto lautete "Genug ist genug".

Vielen Menschen reiche es, wie schikanös mit Menschen umgegangen wird, die seit Jahren in Österreich leben "und längst zu uns gehören", meinte Publizist und Mitorganisator Robert Misik. Die Ausweisung der Familie Zogaj sei zwar der Anlassfall für die Demonstration, die Kundgebung richte sich aber darüber hinaus gegen die aktuelle Asylpolitik in Österreich. Denn, wie es in einem Rednerbeitrag hieß: "Es gibt viele Arigonas."

"Aus dem Frust herausholen"

Misik erhoffte sich vor der Demonstration, "dass wir ein unüberhörbares Signal nicht nur an die Politik, sondern auch an die frustrierten Menschen senden, die sagen, dass eh nichts passiert. Die wollen wir aus ihrem Frust heraus holen". Eine der ersten RednerInnen war Barbara Blaha, ehemalige Vorsitzende der Österreichischen Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft (ÖH). Menschenhass und offener Rassismus schlage einem in der Diskussion um Arigona entgegen, sagte Blaha und ergänzte, dass das die niedrigsten Instinkte einer sonst schweigenden Masse seien. Es habe dutzende Möglichkeiten für eine humanitäre Lösung gegeben. "Wenn Gesetze nicht passen, dann ändern wir sie, und zwar jetzt", sagte sie. Denn ansonsten sei Österreich schließlich auch nicht so zimperlich.

Angeprangert wurde auch eine Politik, die so tut, als wäre ihr die Familie wichtig, aber Familien auseinander reißt. Eine Demonstrantin schloß sich dieser Haltung an: Sie kenne eine Familie, die von der Abschiebung bedroht ist und nur mehr bis zum Schulschluss geduldet wird. "Ich war dabei, als sie abgeschoben werden sollte und das hat mich so beeindruckt - negativ beeindruckt, dass ich beschlossen habe, mich selbst zu engagieren", sagte sie. Der Ungenacher Pfarrer Friedl, der die Familie Zogaj seit 2007 unterstützt, sagte in seinem Beitrag zu den DemonstrantInnen: "Ich danke euch, dass ihr nicht wegschaut."

Praktikum bei Ute Bock

Ergänzend zu den Reden gab es mit Gustav, Violetta Parisini, dem Rapper Fuchs MC und Ginga ein musikalisches Rahmenprogramm. Fuchs MC ließ der Innenministerin Maria Fekter ausrichten, dass sie ein Praktikum bei Flüchtlingshelferin Ute Bock machen sollte, "damit sie auch einmal die andere Seite kennenlernt." Die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek steuerte eine Audiobotschaft bei, in der sie aus ihrem Text für Arigona Zogaj vorlas.

Diese war bei der Demonstration zwar nicht dabei, verfolgte das Geschehen aber über eine Livestream. Über Telefon richtete Zogaj ihren Dank für die Unterstützung aus. Laut Auskunft der Polizei verlief die Demonstration friedlich und ohne Zwischenfälle. "Recht soll Recht werden, das wär mir recht", sagte Misik abschließend. (Julia Schilly, Anna Giulia Fink, Lisa Aigner, derStandard.at, 1. Juli 2010)