Große Sportveranstaltungen sind auch eine Art Castingshow für Helden. Zum Helden aber gehört unabdingbar auch sein Gegenteil, der Wappler. Angesichts des Umstandes, dass die südafrikanische WM nunmehr schon ins Viertelfinale geht, stellt sich also die wichtige Frage: Gibt es schon echte Wappler der WM 2010?

Ja, okay: Das war eine voreilig blöde Frage. Aber das Voreilige verdankt sich dem innigen Wunsch nach Vergessen der Franzosen (Wäre Teamchef Raymond Domenech ein ganz guter Kandidat?) und Italiener (Fabio Cannavaro?).

Die Engländer (Wayne Rooney) haben ihre Kandidatur im Spiel gegen Deutschland zurückgezogen. Ein gewisser Jorge Luis Larrionda hat sich da diesbezüglich ein wenig in den Vordergrund geschoben und wird wohl nicht zu schlagen sein. Genauso wenig wie Roberto Rosetti, der bekanntlich das Achtelfinale zwischen Argentinien und Mexiko zugunsten Argentiniens gepfiffen hat.

Auch die Nordkoreaner wären wohl ein ganz guter Tipp, die mit ihrem innovativen 9-1 ja zu Anfang Brasilien ein kleines bisserl überraschen konnten.

Und apropos Nordkorea: Österreichs Cheftaktiker, Dietmar Constantini, darf man auch in die engere Wahl ziehen. Seine Einsicht, sein Team könnte sich von der doppelten Neuner-Reihe Nordkoreas eine Scheibe abschneiden, hat jetzt schon gewissen Kultcharakter. Angesichts der Vergleichsnachbarn Slowenien, Slowakei und Schweiz ganz besonders.

Bei Kim Jong-hun, Nordkoreas Teamchef, gibt es Unsicherheitsfaktoren. War seine Mannschaftsumkrempelung im Portugal-Match mutig? Oder war sie bloß bescheuert? Constantini hat sich da noch nicht geäußert. (wei, DER STANDARD Printausgabe 02.07.2010)