Durchkomponierte Systemfehler von Esther Stocker: Ansicht der Ausstellung in der Galerie Krobath.

 

Foto: W. Woessner

Wien - Neben Häuserfassaden oder Durchgängen im öffentlichen Raum ist die Leinwand für Esther Stocker nach wie vor Malgrund für ihre geometrischen Formen. Die Galerie Krobath präsentiert neue Gemälde der Künstlerin.

Schwarz, Weiß und Grau sind die Farben, mit denen Stocker bislang die Klarheit der Geometrie sowie die Wahrnehmung der Betrachter herausgefordert hat. Nun sind Variationen in Gelb hinzugekommen, die ebenfalls dazu anregen, nach Wiederholungen und Anhaltspunkten zu suchen, die eine übergeordnete Struktur ihrer Rasterbilder erkennbar machen.

Aber obwohl eine solche ihren Bildern sicher zugrunde liegt, fällt es schwer, diese Struktur zu erkennen: Vielmehr flirren kleine Quadrate, Ecken und Linien durcheinander, schieben sich in den Vordergrund, um später von anderen Details in den Hintergrund gedrängt zu werden. Trotz des Anscheins von Ordnung hat man es eigentlich mit einem heillosen Durcheinander zu tun, wobei man dazu neigt, die durch einige ihrer Bilder laufenden Brüche im Geiste geradezurücken.

Immer wieder werden Esther Stockers Bilder mit Stadtplänen verglichen, mit Hochhausfassaden oder auch mit Computern, deren Datenoberfläche gerade ein Virus zerfrisst. Dass man sie auch mit elektronischer Musik in Zusammenhang gebracht hat, hängt allerdings viel weniger mit dem generierten Chaos zusammen - ganz im Gegenteil. Vielmehr zu tun hat es mit der extrem präzisen Komposition der technoid anmutenden Mittel und minimalistischen Formen, die ihre Bilder in Bewegung versetzt.

Bis dato hat Stocker ihre persönliche Handschrift in Bezug auf die abstrakt-geometrische Malerei des 20. Jahrhunderts entwickelt und der persönlichen Handschrift eine deutliche Absage erteilt. In den neuen Arbeiten tauchen nun aber doch Ansätze eines gestischen Pinselstrichs auf: Auf einer für Stockers Verhältnisse relativ kleinen Leinwand sind schwarze horizontale Balken zu sehen, die zunächst klar konturiert sind, aber ab der Bildmitte beginnen, leicht auszufransen. Ein im Kontext ihrer Arbeit zwar ungewöhnliches formales Detail, aber Stocker erzielt - ebenso wie in ihren anderen Arbeiten - auch hier mit denkbar einfachsten Mitteln tolle Effekte. (Christa Benzer / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.7.2010)