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Larry King tritt ab. Er hat ohnehin schon mit praktisch allen geplaudert: mit Tony Blair, allen US-Präsidenten der vergangenen 25 Jahre und viele ihrer Gattinnen, mit Marlon Brando, Frank Sinatra, Sammy Davis Jr., Al Pacino, Malcolm X, Elizabeth Taylor, Madonna, Paul McCartney, Michail Gorbatschow, Lady Gaga, Mark Felt, dem "Deep Throat" der Watergate-Affäre, dem Oberscientologen Ron L. Hubbard, Bob Hope, Prince, Monica Lewinsky, Barbra Streisand, Audrey Hepburn, Oprah Winfrey und Margaret Thatcher.

Foto: AP/CNN/Prouser

16,3 Millionen Menschen hat der Mann schon einmal an den Bildschirm geholt: 1993, als er den Geschäftsmann und Expräsidentschaftskandidaten Ross Perot mit Vizepräsident Al Gore diskutieren ließ. Laut CNN die höchste Quote des Senders.

674.000 Menschen interessierten sich laut New York Times im zweiten Quartal 2010 noch für Kings Gespräche von Lady Gaga bis Barack Obama. Der niedrigste Schnitt von Larry King Live jedenfalls in den vergangenen zehn Jahren. CNN dementierte, dass der Quotenschwund zu Kings Abschied im Herbst beigetragen hat. Der Sender dementierte vor zwei Wochen noch Kings Abgang. Nun sagte der seinem Publikum mit Blick auf sein Markenzeichen: "Es ist Zeit, die nächtlichen Hosenträger an den Nagel zu hängen."

Harte Fragen waren Kings Sache nicht. "Softball" spiele er mit seinen Gästen, warfen ihm Kritiker vor. King: "Es ist nicht meine Rolle, Gästen unbequem zu werden. Konfrontativ erfährt man nicht viel."

Unter so komfortablen Bedingungen kommt man gerne: Mehr als 40.000 Gespräche hat King in 25 Jahren Live geführt. Alle US-Präsidenten seit Gerald Ford kamen zum Plausch. PLO-Chef Yassir Arafat, König Hussein von Jordanien und den Israelischen Premier Itzhak Rabin waren in einer Sendung. King erhielt serienweise Preise, etwa für Interviews etwa mit zum Tod Verurteilten.

Dem Hurrican Katrina und den Folgen widmete er 2005 20 aufeinanderfolgende Sendungen mit 250 Interviews, dem US-Einmarsch im Irak 29 Abende in Serie. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 interviewte er mehr als 700 Gäste zum Thema, würdigt ihn sein Sender. Sein Spezial zur Ölpest im Golf von Mexico floppte zuletzt laut Branchendiensten: weniger Zuschauer als alle News-Konkurrenten, nur ein Bruchteil der im Jänner für die Erdbebenopfer von Haiti über Nacht erzielten Spenden.

Als Nachfolger im Gespräch: Piers Morgan (America's Got Talent), CBS-Anchorwoman Katie Couric und Ryan Seacrest, der ihn schon vertreten hat und den sich King als Nachfolger wünscht. Er ist ohnehin sicher, den Job könnten "Tonnen von Menschen. Ich bitte Sie: Da geht's doch nur um Fragen und Antworten." (fid, DER STANDARD; Printausgabe, 1.7.2010)