Köln - Der stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Deutschen Bundestag, Dietmar Bartsch, hat sich dafür ausgesprochen, die Entscheidung der Linkspartei über ein mögliches Votum zugunsten des früheren DDR-Bürgerrechtlers Joachim Gauck im zweiten und dritten Wahlgang der Bundespräsidentenwahl offen zu halten. Die Linkspartei werde im ersten Wahlgang ihre eigene Kandidatin Luc Jochimsen wählen, sagte Bartsch dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Mittwochsausgabe). "Danach werden wir jeweils neu beraten. So haben wir es entschieden. Und dabei sollten wir bleiben," fügte er hinzu. Mehrere Linkspartei-Politiker hatten erklärt, für sie sei der Kandidat von SPD und Grünen, Gauck, bei der Abstimmung am Mittwoch auf keinen Fall wählbar.

Der ehemalige Leiter der Stasi-Aktenbehörde hatte in den vergangenen Tagen teils scharfe Kritik an der Linkspartei geübt, was wiederum bei deren Mitgliedern auf Empörung stieß. Bei der Bundespräsidentenwahl gilt der schwarz-gelbe Kandidat Christian Wulff (CDU) als Favorit, weil Union und FDP in der Bundesversammlung eine bequeme Mehrheit haben. Sollte Wulff im ersten und zweiten Wahlgang nicht durchkommen, hätte Gauck eine theoretische Chance im dritten Wahlgang, bei dem die relative Mehrheit reicht. Dafür bräuchte er aber die Unterstützung der Linkspartei. (APA)