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Foto: APA/Leodolter

Kurt Flecker: Von seiner Partei fallengelassen

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Graz - Kurt Flecker hat den Blues. Der Althippie der steirische Politikszene, bekennende "68er" und prononcierte Linkspolitiker verlässt die Bühne. Nicht ganz freiwillig. "Es ist tragisch, aber es hat ihn niemand mehr wollen" , sagte SPÖ-Landesgeschäftsführer Toni Vukan im Standard-Gespräch.

Einstimmig sei die Landesliste für die kommenden Landtagswahl im Parteivorstand beschlossen worden. Der Name Kurt Flecker aber fehlte. Um als "zentrale Notwendigkeit" auf die Liste und somit in den nächsten Landtag zu kommen, hätte Kurt Flecker zuvor auf eine der regionalen Bezirkslisten nominiert werden müssen. Aber weder in seinem obersteirischen Heimatbezirk Liezen noch in Graz hatten die Genossen Platz für Flecker.

Der ungewollte Abgang des streitbaren Linkspolitikers hängt unmittelbar mit den Vorfällen in der Grazer SPÖ, die letztlich zu einer Implosion der Linken in der Partei geführt hatte, zusammen. Flecker - er fungiert bis Herbst als Landtagspräsident - hatte, nachdem er in Liezen durchgefallen war, die Zusage des ehemaligen Grazer Parteichefs Wolfgang Riedler für einen Grazer Listenplatz in der Tasche. Riedler verstrickte sich aber, nachdem er vor wenigen Tagen abgewählt wurde und der neuen Parteichefin Elke Edlinger, Platz machen hätte sollen, in jenen selbstmörderischen Machtkampf. Fazit: Riedler und Edlinger mussten auf Geheiß des Landesparteichefs Franz Voves gehen. In der Partei wurde sofort Kurt Flecker, der mit Riedler den linken Flügel der Partei anführte, als Drahtzieher der Revolte vermutet. Was mit ein Grund war, warum niemand in der Partei mehr für Flecker Partei ergriff.

Voves dürfte den Abgang mit einem Achterl Welschriesling begießen. Mit Flecker hatte Voves von Anbeginn einen Widersacher im Team, der ihn schwer nervte. Er beteuerte zwar immer zwischen ihm, dem Pragmatiker, und Flecker, dem Linken, passe kein Blatt Papier. Übersetzt in die Alltagssprache hieß dies aber, dass die beiden Welten und eine tiefer Graben trennten. Denn Flecker konnte es nie wirklich akzeptieren, dass ein Ideologiefremder wie Voves die Partei anführte. Noch dazu mit "populistischer Beliebigkeit und fehlender Intellektualität" , wie er jetzt nachschimpfte.

Aber es war nicht nur Voves, der regelmäßig sein Fett abbekam. Flecker war mit so ziemlich allen Parteiführern, in Bund wie im Land, im Clinch. Immer wieder forderte er einen Linksruck, ein "Back to the Roots" ein. Die Partei müsse "endlich Profil bekommen", urgierte Flecker bereits anno 1991. Da war noch Franz Vranitzky im Bund, in der SPÖ und im Kanzleramt, am Ruder. Flecker - er war damals Landesparteisekretär - ärgerte Vranitzky dermaßen, dass dieser ihn aus der Parteifunktion entfernen ließen.

Am heftigsten bekam zuletzt der heutige SPÖ-Chef und Kanzler Werner Faymann die Attacken Fleckers zu spüren. Flecker wollte ihm den "Führerschein entziehen", weil der Kanzler sehenden Auges die SPÖ an die Wand fahre und nicht nach links abbiege.

Auch wenn er sich mit seinen Ränkespielen selbst ins politische Out beförderte: Mit Flecker muss ein lästiger, aber wichtiger innerparteilicher Kritiker in Pension.

Sollte er einmal aus der Politik ausscheiden, schrieb er einmal, bleibe ihm "immer noch mein Motorrad und Griechenland", wo er ein Feriendomizil besitzt. Denn irgendwann wollte er ohnehin dort bleiben und sich die Songs der 68er reinziehen, etwa Bob Dylans It's All Over Now, Baby Blue. (Walter Müller, DER STANDARD, Printausgabe, 30.6.2010)