Washington DC/Potsdam - Die kleine Zahl der Forscher, die immer noch davon ausgeht, dass die globale Klimaerwärmung nicht auf das menschliche Zutun zurückzuführen ist, verfügen über deutlich weniger Expertenwissen als diejenigen, die diesen Forschungsansatz bestätigen. Zu diesem Schluss kommt eine quantitative Großstudie im Wissenschaftsmagazin PNAS. Die Arbeiten von mehr als 900 Klimaforschern und die Häufigkeit ihrer Erwähnung wurden dabei miteinbezogen.

"Wir nutzen dieselben Standards akademischer Anerkennung, die auch verwendet werden, wenn Universitäten Forscher rekrutieren oder Anstellungsentscheidungen fällen", so Studien-Leitautor William Anderegg von der Stanford University. Die Expertise basiert auf der Anzahl der Papers zum Thema Klimawandel. Grundvoraussetzung war dabei, dass nur solche Forscher miteinbezogen wurden, die mindestens 20 Mal als Autoren einschlägiger Fachpublikationen genannt wurden. Jene Forscher, die davon ausgehen, dass der Klimawandel von Menschen verursacht wird, hatten doppelt so viele Publikationen vorzuweisen als die Skeptiker.

Funktionsweise von Wissenschaft

Dass es in den Medien immer noch Diskussionen über den Klimawandel gibt, die Teil des öffentlichen Dialogs sind, bestätigt auch der Klimaforscher Wolfgang Cramer vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung. "Wissenschaft funktioniert nicht nach dem Mehrheitssystem", betont Cramer. Vielmehr gehe es darum, Hypothesen aufzustellen und diese dann wenn möglich mit wissenschaftlichen Mitteln zu widerlegen. Wenn mehrere Wissenschaftler dies nicht können, etabliert sich diese These.

"Klimaskeptiker, die auch als Climate Denialists bezeichnet werden, gehen aber anders vor", meint Cramer. Sie würden zwar ebenfalls versuchen, Hypothesen auszuhebeln, aber ihnen fehle die Fachkompetenz, die dabei gemachten Fehler zu erkennen. Stattdessen betonten sie einfach weiterhin ihre nicht belegbaren Behauptungen.

Peer-Review-System

"Wissenschaftliche Publikationen in renommierten Fachmagazinen hingegen machen eine Begutachtung erforderlich, die man Peer-Review-System nennt", erklärt der Forscher. Die Qualität eines Wissenschaftlers leite sich daher auch davon ab, wie häufig seine Ergebnisse in solchen Fachmagazinen abgedruckt, aber auch von anderen Fachkollegen zitiert werden. Das sei letztlich auch ausschlaggebend für den Nachweis der Kompetenz.

"Mit heutigen Mitteln kann man relativ einfach feststellen, welcher Forscher wann und wo publiziert hat und von welchem anderen Fachkollegen er zitiert wurde", führt Cramer aus. Und um diese Tatsache gehe es auch im PNAS-Artikel. Anderegg hat festgestellt, dass die Top-100-Klimaforscher mit den meisten Publikationen auch jene waren, die die Belege für den vom Menschen verursachten Klimawandel als belastbar ansehen.

Anderegg ist sich in seinem Artikel der am häufigsten vorgebrachten Argumente einer Verschwörung der Forscher untereinander bewusst. Es sei jedoch lachhaft anzunehmen, dass Gruppendenken wissenschaftliche Theorien bestimmen könne. "Jeder Forscher, der in der Lage ist, mit wissenschaftlichen Argumenten eine gegenteilige Theorie aufzustellen, würde das machen, denn jeder will ein neuer Darwin oder Einstein werden", schreibt Anderegg. (pte)